Gute Zeiten, schlechte Zeiten
So schlecht können die Zeiten gar nicht sein, gekokst wird immer. Kasimir hat zwar gerade seinen Job als Chauffeur verloren, aber wozu kennt er einen kleinkriminellen Dealer? Karoline möchte sich gesellschaftlich hocharbeiten, das weiße Pulver gehört zum Aufstieg ja quasi dazu. Seltsam eigentlich, dass noch niemand das Oktoberfest von seiner Drogenseite her beleuchtet hat: als schneller, trauriger Rausch, der rasant in einen bodenlosen Kater führt.
Normalerweise wird in Ödön von Horváths Oktoberfest-Klassiker «Kasimir und Karoline» zünftig Bier getrunken.
Das Zerbrechen einer Beziehung wird als böses Märchen erzählt, von einem Paar, das durch die Wirtschaftskrise hart auf die Probe gestellt wird – und scheitert. Wo der Kapitalismus zuschlägt, hört die Liebe auf. In Horváths berühmter «Stille» wachsen einem die unbeholfenen Figuren meist schnell ans Herz. Sie würden ja gern gut sein, aber irgendwie hat sich alles gegen sie verschworen, weil das Politische halt leider auch privat ist. Vielleicht sind wir zu schwer füreinander, sagt Karoline am Beginn.
Regisseurin Mateja Koležnik ist gnadenlos, sie hat das Stück zugespitzt und auf Koks gesetzt. Die beiden sind nicht zu schwer, ...
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Theater heute Mai 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 18
von Karin Cerny
Jetzt hat der Pilz das Wort. Weil ihm und dem verzweigten Mycel-Netz, auf und von dem er lebt, in jüngeren Forschungen zum «Wood Wide Web», zum weltumspannenden Netzwerk der Bäume also, die Fähigkeit zugesprochen wird (manchmal allerdings auch gleich wieder abgesprochen), eine Art Kommunikation herzustellen von Baum zu Baum. Auf der Bühne vom Schauspielhaus in...
Was und warum sie gemeinsam alles hinter sich lassen wollen, wird bis zuletzt nicht ganz klar an diesem Heimatabend mit rein weiblicher Besetzung, der mit viel inbrünstigem Gesang und verpeilter Heilssuche zu Werke geht. Es muss etwas mit Sehnsucht nach einer ganz speziellen Freiheit zu tun haben, die so zumindest in der «Hölle» des Freistaats Bayern nicht zu...
Alexander Camaro war vieles in seinem Leben: ein Liebhaber des Varieté, Bühnentänzer und Maler. Als letzterer wurde er bekannt, übernahm Anfang der 1950er Jahre eine Professur an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin und war mit seinen Werken auf den ersten beiden documenta-Ausstellungen vertreten. Schaut man jedoch in sein Werk, wie die Ausstellung «Die...