Arbeit am Begriff

Unterscheidungen in einem schwierigen Feld: über Theaterkritik, -wissenschaft und -theorie, kritische Analyse statt geschmäcklerischer Kritik und die Fragen nach dem Grund, auf dem wir stehen

Theater heute - Logo

Eine Diskussion über Theaterkritik ist für einen Theaterwissenschaftler ein in vielfacher Hinsicht vermintes Gelände: Erstens sollte er tunlichst vermeiden, auch nur die leiseste Spur von Arroganz an den Tag zu legen – als sei seine Einsicht per se eine tiefere, verbrieftere, fundiertere als jene der Theaterkritiker:innen. Das ist sie nicht. Zweitens sollte er andererseits, was nicht zuletzt Preis der Privilegien ist, die er genießt, verdeutlichen, was eine ausdauerndere, von den Zwängen des Betriebs weniger ab -hängige Arbeit über Theater an Potential birgt.

Drittens führt ihn dies unweigerlich dazu, dass er sich über die eigene wie die andere Spielart des Umgangs mit Theater, Theatertheorie und Theaterkritik, in einer gleichermaßen vertieften Weise Gedanken machen muss, ohne den Anschein zu erwecken, es gehe dabei um bloße Legitimation der eigenen, bloße Abwertung der anderen Praktik.

Theaterkritik unter Druck

Woher also kommen Theaterkritik und Theaterwissenschaft? Die erste Antwort, für deren Ausführung hier der Raum fehlt, wäre empirischer Natur. Theaterkritik wäre zurückzuverfolgen in das Aufkommen des Journalismus und entlang klassischer Beispiele historisch zu datieren. ...

Nikolaus Müller-Schöll ist seit Oktober 2011 Professor für Theaterwissenschaft der Goethe- Universität Frankfurt/M. und zugleich Leiter der Masterstudiengänge Dramaturgie und Comparative Dramaturgy and Performance Research. Er ist gegenwärtig Präsident der Gesellschaft für Theaterwissenschaft.

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2023
Rubrik: Theater heute 750, Seite 62
von Nikolaus Müller-Schöll

Weitere Beiträge
Gute Zeiten, schlechte Zeiten

So schlecht können die Zeiten gar nicht sein, gekokst wird immer. Kasimir hat zwar gerade seinen Job als Chauffeur verloren, aber wozu kennt er einen kleinkriminellen Dealer? Karoline möchte sich gesellschaftlich hocharbeiten, das weiße Pulver gehört zum Aufstieg ja quasi dazu. Seltsam eigentlich, dass noch niemand das Oktoberfest von seiner Drogenseite her...

Leerstelle Ich

Kammerton a. Der Abend beginnt wie im Konzertsaal. Die Spieler:innen haben sich locker auf der Bühne eingefunden, bei vollem Saallicht, unterhalten sich entspannt, der Keyboarder gibt den Ton vor, das Streichtrio stimmt die Instrumente. Als «Sprachkonzert» wird Sarah Kanes «Gier» gern, etwas verlegen, bezeichnet. Ein Bühnengedicht, das sie auf vier Stimmen C, M, B,...

Showroom 5/23

AACHEN, INTERNATIONALES ZEITUNGSMUSEUM
bis 20.8., Breaking News, Making News, Faking News 

Die Ausstellung setzt sich anhand von Druckerzeugnissen aus 600 Jahren Mediengeschichte kritisch mit Lügen und alternativen Fakten auseinander

BERLIN, AKADEMIE DER KÜNSTE
bis 16.7., MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus 

Anhand zahlreicher Modelle, Pläne,...