Gut und Böse
Wer Lina Beckmann als Richard III. beobachtet, kommt unweigerlich ins Grübeln. Da ist so rein gar kein Geheimnis einer Figur, aber es wird trotzdem nie langweilig, ihr zuzuschauen. Ihr Spiel ist auch an keiner Stelle nur ansatzweise subtil. Sie fletscht die Zähne zum verlogenen Schmeichel-Grinsen bei entsprechendem Bedarf; ihr quillt die hochprozentige Niedertracht aus den Stirnfalten, wenn sie mal wieder tödliches Gift verspritzt; sie strahlt vor Lust, wenn sie einen Bauch voll Gedärme aus einem armen Opfer reißt; sie schwitzt, rotzt und spotzt wie in einem Schwergewichts-Ringkampf.
Und sie humpelt theatralisch oder schlendert horrorclownesk in den nächsten Mord, bis die Selbstironie zur Charmefalle wird. Kurz: Sie verstellt sich so offensichtlich und erklärt auch noch im Detail, warum, als turnte sie im Freilicht-Sommertheater – wo die Premiere bei den Salzburger Festspielen in Hallein ja auch stattfand. Und dennoch: Was ist das für eine Gestalt, der die hochtourige Performance offenbar zur Persönlichkeit geworden ist?
Karin Henkels Salzburger/Hamburger Inszenierungsprojekt «Richard the Kid & the King» ist eine Textmischung vieler Köche aus Teilen von Shakespeares «Heinrich ...
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Theater heute Oktober 2021
Rubrik: Aufführungen, Seite 7
von Franz Wille
Wer denkt sich so etwas aus? Eine Frau, genauer eine Jungfrau, die sich freiwillig einer göttlichen Eingebung unterwirft, allen irdischen Vergnügungen – Liebe! – abschwört und damit in einem patriotischen Feldzugstaumel ihr Land rettet. Am Ende stirbt sie nach einem dann doch gefühlsbedingten Zwischentief mit Gewissensprüfung auch noch den Heldentod. Schillers...
AALEN, THEATER DER STADT
2. nach Shelley, Frankenstein
R. Jonathan Giele und Marco Kreuzer
ALTENBURG/GERA, THEATER
2. nach Brussig, Helden wie wir
R. Manuel Kressin
5. nach Schami, Der Wunderkasten
R. Maria Preschel
8. nach Tschechow, Der Heiratsantrag und Das Jubiläum
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ANNABERG, EDUARD-VON-WINTERSTEIN-THEATER
4. Reffert, Ronny von Welt
R. Annelen...
Als ziemlich spät am Abend der öffentlichen und gestreamten Preisjury-Debatte der Anruf von Stephanie Steinberg kam, war Ewe Benbenek überzeugt davon, dass sich die Festivalleiterin nur erkundigen wollte, wie sie denn so durch den Abend gekommen sei. Natürlich hatte die 1985 geborene Autorin den Rechner zugeklappt, ihr Handy ausgeschaltet und war zu einer Freundin...
