Grammgenaue Details
«Drogenabhängige sind die besten Schauspieler. Das sagen dir alle. Die spielen dir vor, was du willst», heißt es relativ am Anfang des Stücks. Und dann stehen da drei Schau -spieler:innen, Jenny Weichert, Gerd Zinck und Paul Trempnau, und spielen Drogenabhängige. Nein. Anders. Sie diskutieren darüber, distanzieren sich bewusst vom Spiel, streiten über Egoismus und Sucht, über das echte Leben und die Unmöglichkeit, dieses Thema auf die Bühne zu bringen: «Das geht gar nicht. Wir haben mit denen gesprochen und jetzt stellen wir das … dar.
» Immer wieder an diesem Abend legen sie den Abgrund offen, der sich zwischen Spiel und Ernst auftut. Zwischen Theater und Leben. Zwischen Recherche und schauspielernder Wiedergabe. Immer wieder referieren die Darsteller:innen auf ihre Quellen, zitieren und werden nicht müde, ihre Sätze mit «der Johannes / der Stefan / der Andreas / die Sabine sagt» zu beginnen.
Schließlich basiert Philipp Löhles jüngstes Stück auf wahren Geschichten und Lebensläufen. Kurz gesagt auf, wie es so hässlich euphemistisch heißt: Drogenkarrieren. Und auf einer monatelangen Recherche. Zahlreiche Gespräche hat Löhle mit «Johannes, Stefan, Andreas, Sabine» (und vermutlich ...
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Theater heute 6 2022
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Katrin Ullmann
Beim Heidelberger Stückemarkt kann es passieren, dass ein Autor zum ersten Mal sein Werk gesprochen hört. Philipp Gärtner ist es so ergangen, und als er nach der 40-minütigen Lesung aus seinem Drama «Olm» zum Nachgespräch auf die Bühne kam, sagte er: «Ich glaube, ich bin da hart an der Grenze der Verständlichkeit, vielleicht sollte ich noch mal ausmisten …?»...
Es gibt viele Dinge, die sich drehen: Ein Hamsterrad, die Zeiger einer Uhr – und das Bühnenbild von «Birthday Candles», das dreht sich auch. Szenograf Jo Schramm hat dazu einen Guckkasten samt Küche entworfen, die im Verlauf des Abends ziemlich oft Kopf steht. Und diese gekippte Küche ist es auch, die als Gradmesser für die Stimmung der amerikanischen...
«Ich erinner’ mich nicht gern – an – schlimme Dinge, schlimme Dinge, schlimme Dinge …», hallt es durch den Giebelsaal. Im Dachgeschoss des Historischen Museums durchmisst ein sechsköpfiger Chor junger Erwachsener die Ausstellung, eilt zwischen herabhängenden Leinwänden, Tischen, Mobiliar hindurch. Fotos, Transparente und Audiospuren erinnern beispielsweise an...