Garstige Wahrheiten
Politisch korrekt ist derzeit gar nichts im Coburger Landestheater: Auf der großen Bühne werden unter dem Deckmäntelchen der leichten Sommer-Krimi-Komödie gesellschaftliche Vor-Verurteiler gleich reihenweise zum «Henkersmahl» in trügerischer häuslicher Idylle geladen und auf Umwegen zu Tomatenmus verarbeitet; im Reitstadel wiederum, der kleinen Nebenspielstätte, brechen sechs Schauspieler ins «Bambiland» auf und sezieren schwindelerregend die jüngere Weltgeschichte, ganz wie es Elfriede Jelinek sich vorgestellt hat, indem sie «sozusagen mit der Axt dreinschlagen».
Für das Stadttheater rechts oben in Bayern, das übers Jahr üblicherweise mit gediegener Unterhaltung die Abonnenten zufriedenstellt und sonst nicht weiter auffällt, zwei ungewöhnliche, gewagte Premieren kurz hintereinander. Am Ende: geglückte Provokationen der unterschiedlichen Art.
Als Gastregisseur hatte man sich für «Bambiland» Gunther Möllmann geholt, der in den achtziger Jahren bei Peymann in Bochum inszenierte und spielte, später das ambitionierte freie Theater «Pumpenhaus» in Münster leitete. Und Möllmann zeigt Respekt, aber keine Angst vor der Textmasse, die er sich für sechs Schauspieler aufgedröselt hat, ohne ...
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Eine Uraufführung in Fortsetzungen: Erst die dritte Inszenierung bringt sie zum Abschluss. Zunächst die falsche Kombination (Bruno Ganz und Claus Peymann, das konnte nicht gut gehen, Abbruch der Proben). Dann der richtige Regisseur (Luc Bondy), aber in der fremden Sprache (Uraufführung auf Französisch in Paris), dann der richtige Ort (Berlin), aber der falsche...
Samuel Finzi, der Tänzer, der Clown, der Musiker unter den deutschen Schauspielern. Der Elegante. Der Zauberer. Als Iwanow zeigt er, wie eine Figur auf offener Bühne verschwindet, obwohl sie körperlich anwesend bleibt. «Wie machen Sie das?», fragte Henning Rischbieter ihn nach der Premiere anerkennend, und das ist etwas, worauf der 40-Jährige wirklich stolz ist....
Der Mohr hat seine Schuldigkeit längst noch nicht getan. «Ich bin nicht, was ich bin!», sagt Shakespeares schwarzer Mann. Die Frage, die das Ich im Innersten zerreißt, scheint so zeitlos akut zu sein, dass die Theater sich ihr programmatisch widmen. Das Düsseldorfer Schauspielhaus etwa startet mit dem Motto und dem Drama Ende September in seine neue Intendanz,...