Das Ende einer Ära?
Eigentlich sind Eugene O’Neill und die Wooster Group ein «match made in heaven», wie man im Amerikanischen sagt: Sie sind wie geschaffen für einander. O’Neill, Amerikas nobelpreisprämierte Antwort auf Ibsen und Strindberg, führte in den zwanziger Jahren die seriöse Theaterkunst auf den Broadway-Bühnen ein – und verlieh ihr mehr Glamour, als die dort sonst übliche Unterhaltungsware jemals ausstrahlen konnte. Ein ähnlicher Coup gelang später auch der Wooster Group.
Unter der künstlerischen Leitung von Elizabeth LeCompte und mit Darstellern wie Kate Valk oder Willem Dafoe inszenierte das Ensemble seit den frühen Achtzigern Klassikerbearbeitungen, die einmal und teilweise noch heute als Inbegriff des radical chic galten. Mit perfekten Sound- und Videoeffekten und intelligenten Bühnenexperimenten schufen sich die Woosters eine Theaternische, in der Avantgarde-Ästhetik und Hollywood-Glamour einander nicht ausschlossen.
Umso größer sind da natürlich die Erwartungen an eine O’Neill-Bearbeitung der Theatertruppe, wie sie kürzlich im jungen Brooklyner Spielort St. Ann’s Warehouse zu sehen war; und umso schwerer tun sich nostalgische Kritiker und Zuschauer damit, die Avantgardehelden von ihrem ...
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