It’s Weimar Time

In Großbritannien fühlt sich das Leben im Moment wie ein Tanz auf dem Vulkan an. Das Katastrophengefühl ist in diversen neuen Stücken auch auf den Bühnen angekommen. Aber auch Philip Massinger, ein Zeitgenosse Shakespeares, und der Sohn des Weihnachtsmanns kommen zu ihrem Recht

Theater heute - Logo

Katastrophen aller Art durchwehen das Londoner Theater diesen Herbst und Winter: Erdbeben in der Hauptstadt, Bombenanschläge in Indonesien, politische Radikalisierung in Afghanistan und ein demoralisierter Weihnachtsmann. Dafür entdeckt Salisbury – unerwartetes Geschenk unterm Baum – in Philip Massinger einen Sohn der Stadt und Shakespeare-Zeitgenossen neu. Also vielleicht trotz allem «the season to be merry ...».

 

Der 29-jährige Mike Bartlett hat sich mit seinen knappen, zielsicheren Royal-Court-Stücken «My Child», «Contractions» und «Cock» einen Namen als begabter Miniaturist gemacht. Mit «Earthquakes in London», von Rupert Goold am National Theatre inszeniert, fuhr Bartlett nun ein ambitioniertes Dreistunden-Epos zum Thema Klimakatastrophe auf. Erster Anstoß war ein Beben, das ihn 2008 mitten in der Nacht in seiner Londoner Wohnung weckte. Der zweite ein Buch mit James Lovelocks Theorien zu den selbstregulierenden Ökosystemen unseres Planeten. Ein dritter die Herausforderung an sich selbst zu sehen, so Bartlett, »ob man thematisch weit ausholen, alles zusammenwerfen und trotzdem Struktur und Kohärenz bewahren kann».


    Drei Schwestern und die Apokalypse

«It’s Weimar time, it’s ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Januar 2011
Rubrik: Ausland England, Seite 42
von Patricia Benecke

Weitere Beiträge
Blühende Landschaften

Du wirst die Chancen, die vor Dir liegen, erfolgreich nutzen», verspricht der Glückskeks, den mir Anthony Chu in seinem kleinen Projekt-Wohnwagen auf der Parkplatztristesse vor dem vietnamesischen Groß­handelscenter «Dong Xuan» in Berlin-Lich­tenberg mit auf den Theaterweg gibt. Dong Xuan heißt so viel wie «Blühende Frühlings­wiese» und grenzt hier an Ironie: Vom...

Wartburg auf der Überholspur

Bei Film-, Fernseh- oder Theaterfestivals wäre es nicht denkbar, dass in vier von fünf Jahrgängen Jury- und Publikumspreis an die gleiche Produktion fallen. Bei den ARD-Hörspieltagen in Karlsruhe geht das. Jetzt ereilte die doppelte Ehre Thilo Refferts O-Ton-Hörspiel «Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle» (Produktion: MDR, Regie: Stefan Kanis). Und auch...

Mondgöttinnen des Alltags

Das Roxy-Theater liegt in Birsfelden, dicht an der Grenze, wo die Halbkantone Basel-Stadt und Basel-Land aufeinander stoßen. Seit sechzehn Jahren organisiert hier ein Verein Gastspieltheater, Musik und Kleinkunst. Ein charmanter Bau aus den 1920er-Jahren und der gute Ruf sorgen für regen Zulauf. Doch nicht immer. Der Basler Premiere von «Der rundere Mond» der...