Die Würde, ich zu sagen
Glotzt nicht so romantisch!», hat Brecht seinen Prekariatsstücken als Aufforderung ans Publikum mitgegeben und es mit V-Effekten wie Brecht-Gardine oder Songs um die rührselige Identifikation gebracht. Wenn ein in der Regel gut verdienendes Publikum z.B. auf der Bühne der Münchner Kammerspiele das Leben der Anderen betrachtet, schleicht sich schnell der peinliche Beigeschmack von Zoobesuch ein. Karin Beier hat das vor ein paar Jahren in Köln radikal thematisiert: Sie setzte «Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen» hinter Glas wie in eine Vitrine.
Die junge belgische Regisseurin Julie van den Berghe und Sebastian Nübling, die die Saisoneröffnung der Münchner Kammerspiele mit gleich zwei Ausflügen ganz nach unten fortführten, haben sich ihre eigenen Gedanken gemacht, wie dem Zooblick zu entgehen wäre.
Kafka im Elvis-Amerika
Einen Weg in die neue Welt, der ein Weg ins Abseits wird, sucht Franz Kafkas naiver Held Karl Roßmann in seinem Roman «Der Verschollene», den sich Julie van den Berghe in der Spielhalle vorgenommen hat. Lange hieß das zwischen 1911 und 1914 entstandene und 1927 posthum veröffentlichte Romanfragment wie von Max Brod gewünscht «Amerika», ein Titel, für ...
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Theater heute Dezember 2013
Rubrik: Starts/Aufführungen, Seite 24
von Barbara Burckhardt
«Nackte Tatsachen», das Stück im Stück, steht kurz vor der Premiere, die Generalprobe zieht sich in die Nacht. In Katrin Bracks klapprig wirkendem Sperrholzbühnenbild über zwei Etagen hecheln die Schauspieler hinter ihren Figuren durch eine zotige Schmierenkomödie. Schauspielerin Traute von Dorffmanstrautt (Victoria Trauttmansdorff) kämpft lasziv entnervt als...
«Die Eingeschlossenen» endet wie schon einige Stücke der Hamburger Gruppe Ligna: mit Zuschauern, die im Halbdunkel auf dem Boden liegen, an die Decke starren und das Geschehene nachhallen lassen. Was während der vergangenen Stunde passiert ist, stellt allerdings eine Neuerung im Ligna-Kosmos dar. Verstrickten Ole Frahm, Michael Hüners und Torsten Michaelsen...
Letztlich war der Kaffee schuld. Dabei hatte der ehrgeizige Neurochirurg alles so perfekt geplant: zuerst dem Werbefuzzi namens «Du» irgendwie sein schriftliches Einverständnis abgeluchst, dass er ihn nächtens in seiner Wohnung überfallen darf, sein Gehirn entnehmen, in eine Nährlösung packen und an einen Computer anschließen, der ihm eine perfekte Umwelt...