Fastfood zum Vorabend
Auch über ein Jahr nach Erscheinen steht «1913», Florian Illies’ Canapésammlung des deutschen Künstlerklatsches am Vorabend des Ersten Weltkrieges, noch auf den oberen Rängen der Bestseller-Listen. Denn es ist auch zu schön: Saftig wegzulesen wie eine «Gala», frischt man dabei auch einige verblüffende zeit- und kunsthistorische
Zusammenhänge auf.
Und erfährt zudem Intimstes vom dauerscharfen Liebhaber Oskar Kokoschka, von Else Lasker-Schüler in ihrem ärmlichen Berliner Zimmer und ihrer schnell gescheiterten Liebe zum Leichensezierer Gottfried Benn, über Kafkas sehnsüchtige Heiratsphobie oder Rilkes erotisch vergeistigtes Schnorrertum bei älteren adeligen Damen. All dies allzu Menschliche beschreibt Florian Illies mit lakonischer Ironie.
Die allerdings nicht gerade nach einer Theaterbearbeitung ruft. Unternommen wurde sie zu Spielzeitbeginn dennoch gleich zweifach, in Oberhausen und Bonn. Während in Oberhausen der rumänische Regisseur Vlad Massaci sie schlaglichthaft in einer Kostüm-Revue mit Conferencier und Klavier-Begleitung bebildert, wird in Bonn ein laufintensiver «szenischer Rundgang» über Treppen, Bühnen, Garderoben der Kammerspiele Bad Godesberg daraus.
Auf Oberhausens ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Dezember 2013
Rubrik: Chronik Oberhausen/Bonn, Seite 58
von Dorothea Marcus
Die Natur ist einfach, die Natur seid ihr.» Mit dieser schlichten Formel leitet das Performance-Duo united sorry in seinen Programmtext zu «the forest project» ein. Einst war der Mensch in spiritueller Harmonie mit der Natur vereint, heute tankt ein profaneres Bewusstsein nur frische Luft in den Wäldern. «Und doch sehnen wir uns manchmal nach einer urtümlicheren...
«Nackte Tatsachen», das Stück im Stück, steht kurz vor der Premiere, die Generalprobe zieht sich in die Nacht. In Katrin Bracks klapprig wirkendem Sperrholzbühnenbild über zwei Etagen hecheln die Schauspieler hinter ihren Figuren durch eine zotige Schmierenkomödie. Schauspielerin Traute von Dorffmanstrautt (Victoria Trauttmansdorff) kämpft lasziv entnervt als...
Es gibt da nichts zu beschönigen. Schon das erste Drittel des letzten Säkulums hätte gereicht, um dem Titel «Jahrhundert der Katastrophen» traurige Ehre zu machen. Der französische Arzt und Skandalautor Louis-Ferdinand Céline war der erste, der das in seinem 1932 erschienenen Debutroman «Reise ans Ende der Nacht» schonungslos verkündete, mit einer Sprache, die wie...