Chaos mit Teamgeist

nach Molière «House of Trouble – Das famose Leben der Geizigen» im Badischen Staatstheater Karlsruhe

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Wo entsteht Kunst? Eher im «House of Trouble» als im «House of no Trouble». Denn über dem Eingang zum ersteren steht «Hoffnung», über dem zum anderen «Friede, Freude, Eierkuchen». So erklärt es das Personal in Milan Peschels Theater-auf-dem-Theater-Revue «House of Trouble». Die erste Karlsruher Inszenierung des regiefleißigen Berliner Schauspielerstars erbrachte auch seinen ersten Auftritt auf der dortigen Bühne. Wegen Erkrankung im Ensemble sprang Peschel kurzfristig bei der Premiere ein.

So wurde das Stück gewissermaßen von seinem Grundimpuls eingeholt.

Denn Ausgangspunkt von «House of Trouble» ist der Molière-Ein -akter «Das Impromptu von Versailles», in dem Molière sich selbst als Figur auftreten lässt, die anlässlich einer in Windeseile einzustudierenden Komödie über das Wesen des Theaterspiels diskutiert. Einen Theaterchef wie im «Impromptu» gibt es im «House of Trouble» allerdings nicht: Die bunt zusammengewürfelte Collage mit Zitaten von Molière, Schiller, Shakespeare bis hin zu Quentin Tarantino und dem «Terminator» hat Peschel gemeinsam mit dem Ensemble entwickelt.

Und das agiert hier tatsächlich als Kollektiv. Man sieht sieben tragikomisch zerrupfte Figuren, die sich ...

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Theater heute Mai 2023
Rubrik: Chronik, Seite 74
von Andreas Jüttner

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