Geschichte der Frontgefühle

Nach Alexijewitsch «Der Krieg hat kein weibliches Gesicht» im Theater Freiburg

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Panzerfahrer, Flakartillerist, Kampfpilot, Scharfschütze. Kriegsberufe, kennen wir. Aber Scharfschützin? Gibt’s doch gar nicht?

Maria Iwanowna Morosowa steht stocksteif vor dem Fadenvorhang im Freiburger Kleinen Haus. Berichtet von ihrem ersten Deutschen. Erst hat sie mit ihrer «Jagd»-Partnerin gestritten, wer abdrücken soll. «Ich beobachte. Schieß du!» Die Gelegenheit droht zu verstreichen. «Mein ganzer Körper zittert wie im Fieber. Eine Art Angst ... In mir sträubte sich etwas ... Hinderte mich ... Aber ich nahm mich zusammen, zog den Abzug.

»

Damals, im Feld nahe der belarussischen Dnjepr-Stadt Orscha, wedelte der Wehrmachtsoffizier mit den Armen und fiel um. Hier, im Theater Freiburg, krümmt natürlich nicht die echte Maria Morosowa den Finger, sondern die Darstellerin Laura Palacios. Hinter ihr fallen Cornelia Dörr, Marieke Kregel, Anja Schweitzer, synchron und wie ein Mann.

Die vier erzählen in einer Inszenierung von Malgorzata Warsicka aus Swetlana Alexijewitschs Interviewroman «Der Krieg hat kein weibliches Gesicht». Die Belarussin collagierte Berichte Hunderter Frauen, die sie in den frühen 1980ern mit Tonband auf dem Tisch und dem Zensor im Rücken befragt hatte. Das Buch ...

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Theater heute Mai 2023
Rubrik: Chronik, Seite 73
von Stephan Reuter

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