Babelsberg goes Fliegerhorst

nach Jacques Prévert «Die Kinder des Olymp» (Staatstheater)

Theater heute - Logo

Nur das «L» fällt aus dem Rahmen. Und markiert ein wenig Ironie in der «Wahlheimat» – das Wort steht haushoch an der Ausweichspielstätte des Staatstheaters in Oldenburg, dessen Haupthaus mit der Großen Bühne gerade auf ein Jahr zur Runderneuerung freigegeben ist; auf der Suche nach Ersatz wurde das Theater auf dem örtlichen Fliegerhorst fündig. Auf nicht mehr genutzten Rollfeldern, Start- und Landebahnen hocken Bataillone von Krähen. So unwirklich ist Theater an diesem Ort, dass auch das frohgemute Wort von der »Wahlheimat» nichts hilft – fremd bleibt fremd.



Drin in Halle 10 hat Oldenburgs Staatstheater allerdings keine Mühe gescheut, um eine funktionierende Bühne ins postmilitärische Vakuum zu bauen. Klaus Schumacher, der Gast vom gefährlich schlingernden Hamburger Schauspielhaus-Schiff, nutzt sie geschickt – und erzählt die poetische Theater-Geschichte um die «Kinder des Olymp» konsequent als Film-Fabel, als eine Art Making-of einer zeitgenössischen Remake-Version von »Les Enfants du Paradis». Und das auf breitestmöglicher Breitwand – so wurden in den 60er Jahren Monumental-Schinken wie «Doktor Schiwago» dem Publikum vor Augen geführt. Schumachers Film-Set nimmt Breite und Tiefe ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Januar 2011
Rubrik: Chronik, Seite 53
von Michael Laages

Weitere Beiträge
Blühende Landschaften

Du wirst die Chancen, die vor Dir liegen, erfolgreich nutzen», verspricht der Glückskeks, den mir Anthony Chu in seinem kleinen Projekt-Wohnwagen auf der Parkplatztristesse vor dem vietnamesischen Groß­handelscenter «Dong Xuan» in Berlin-Lich­tenberg mit auf den Theaterweg gibt. Dong Xuan heißt so viel wie «Blühende Frühlings­wiese» und grenzt hier an Ironie: Vom...

Diesseits der Leinwand

Das Heidelberger Schauspiel hat sich in der Zeit des Theaterneubaus darauf verlegt, in
einer der Ausweichspielstätten Hollywood-Klassiker zu reanimieren. Scheint naheliegend zu sein, immerhin ist die Spielstätte ein ehemaliges Kino. Im Fall von «Wer hat Angst vor
Virginia Woolf?» und «Endstation Sehnsucht» war das ein Schlag ins Wasser, weil es die Filme bereits...

Tut was!

Fast liegt es auf der Hand, die Gelenkigkeit, die Grazie der Lessingschen Verse einmal
direkt ins Körperliche, ins Tänzerische zu übersetzen: «Nathan» nicht nur als rhetorisches, sondern als buchstäbliches Ballett (mit Worten) aufzufassen. Das Stück zeichnet sich entgegen seinem Ruf nicht allein durch trockene Vernunft, sondern vor allem durch eine eminente...