Ich ist ein Anderer
Es beginnt mit dem ganz großen Tusch vor festlich gedecktem Büffettisch: Tätaratä. Und: nichts. Wieder: Tätaratä. Wieder nichts. Das Spiel wiederholt sich einige Male, dann endlich betritt der Preisträger in Literatenschwarz die Bühne und dankt: für den soeben verliehenen Literaturpreis, der ihm zu echter Freude jedoch nicht gereicht. Denn jetzt flippt er aus, schreit seinen Ekel auf den Literaturbetrieb über die Rampe, zertrümmert den Büffettisch, stopft die Austern in sich rein, kotzt und fällt um.
Tätaratä: Das war nur der Prolog, fulminant, laut und grell von Oliver Simon in Anne Nathers Identitätssuchspiel «Aller Tage schwarzer Kater» über die Rampe performt. Mit den Austern hat Georg sein Gehirn vergiftet, sein Kurzzeitgedächtnis gelöscht. Schreiben war mal. Er kehrt heim ins Dorf zu den überforderten Metzgereltern (Martina Struppek, Matthias Schamberger), die nur eins von ihm wollen: die Rückkehr zur Normalität. Schreiben soll er wieder, möglichst sie schreiben, Texte, die ihre Existenz in der Welt bestätigen. Sie engagieren Franz, einen
elternlosen Sonderling, als «Assistent». Franz schleicht sich, arglos wirkend, in Georgs Vertrauen, in seinen Kopf. Gemeinsam bedecken sie ...
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Theater heute Januar 2011
Rubrik: Chronik, Seite 49
von Barbara Burckhardt
Der Wiener Schauspieler und Regisseur Paulus Manker fiel nicht weit vom Stamm. Seine Mutter ist die Schauspielerin Hilde Sochor; sein Vater war der Schauspieler, Bühnenbildner, Regisseur und Intendant Gustav Manker (1913–1988). Über letzteren hat Paulus Manker jetzt eine opulente Monografie vorgelegt: zweieinhalb Kilo, 560 Seiten, 877 Bilder. «Verschwenderisch...
So schnell geht’s: Vor einem Jahr war man noch überrascht von Nis-Momme Stockmanns berührend rückhaltloser Darstellung ohnehin antriebsarmer Söhne, die durch die Gegenwart des Vaters völlig paralysiert werden. Jetzt meint man schon, sie wiederzuerkennen. Und dennoch ist das jüngste Stück keine bloße Variation des Bekannten, sondern eher eine Mischung aus...
Franz WilleHerr Lammert, Sie haben die «Faust»-Verleihung in Essen nach einer guten Stunde verlassen und mit einem wütenden offenen Brief quittiert. Darin ist die Rede von einem «beliebigen Fernseh-Unterhaltungsformat» und «fernsehgerechten Häppchen». Was hat sie da am meisten aufgeregt?
Norbert LammertDass ausgerechnet der Deutsche Bühnenverein einmal mehr...