Ausweitung der matriarchalen Kampfzone
Die Steigerung von Mutter ist jüdische Mutter, und die Steigerung von Muttersprache ist Mameloschn, das Jiddische. Mit beidem setzt sich Marianna Salzmann in ihrem Stück «Muttersprache Mameloschn» auseinander: mit der Mutter als Problem und dem Jiddischen als Erbe, das für ihre jüngste Figur Rahel eher eine Großmuttersprache ist, die es wiederzuentdecken und neu zu befragen gilt. Rahel ist die Enkelin, die Tochtertochter in einer sehr vorübergehenden Drei-Frauen/Drei-Generationen-Wohngemeinschaft, zusammen mit ihrer Mutter Clara und ihrer Großmutter Lin.
Und Rahel will – nicht wirklich überraschend – weg, weg aus Deutschland, weg aus der matriarchalen Kampfzone von Mutter und Großmutter, weit weg nach New York.
Doch diese Fluchtbewegung ist zugleich eine Annäherung an die eigene Identität. Denn New York als die jüdischste aller amerikanischen Städte zwingt Rahel schon bei der Wohnungssuche via Internet zur Beschäftigung mit den eigenen Luftwurzeln, mit Bräuchen und Traditionen, die ihre Mutter von ihr ferngehalten hat. Das Apartment in der Lower East Side, in das sie einziehen will, wird nur untervermietet an jemanden, der koscher kocht. Wie das geht, erfährt Rahel nicht von ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 168
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