Raskolnikow im Putinland
Die Kinder der Perestroika sind Moltschanows Protagonisten. Junge Russen, die ein existenzielles Bedürfnis verspüren, ihre Gedanken und Gefühle einer Welt entgegenzuknallen, die täglich roher und zugleich komplexer wird, die ihnen mehr und mehr entgleitet und sie permanent überfordert. Als im März dieses Jahres Putin zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt wurde, protestierte ein großer Teil der russischen Jugend heftig. Ihr Kampf richtete sich gegen ein verkrustetes Funktionärssystem mit mafiösen Strukturen und gegen die Allmacht der Oligarchen.
Diese neuen Eliten sind die Gewinner des grenzenlosen Kapitalismus und der freien Marktwirtschaft. Verlierer sind die Jungen, die mit Perspektiv- und Arbeitslosigkeit, Lethargie, Drogen, Alkohol und Kriminalität konfrontiert sind.
In dieser disparaten Welt, zwischen der Verheißung auf Ruhm, Erfolg und Karriere einerseits und der Angst vor dem Absturz ins Elend andererseits, zwischen Himmel und Hölle, siedelt Alexander Moltschanow seine Figuren an: Seka, Oksana und Andrej, drei Studenten. Seka und seine Freundin Oksana sind längst exmatrikuliert, hängen aber immer noch im Studentenwohnheim ab. Seka, ein Kleinkrimineller, brutaler Schläger ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 157
von Marie Rötzer
Wer einmal Constanze Becker gegenüber gesessen und in ihre großen dunklen Augen geblickt hat, wird die Tiefgründigkeit, die Anmut und die Wahrhaftigkeit des Schauspielerberufs erahnen können. Es war kurz vor der Sommerpause 2006, als ich Constanze Becker das erste Mal begegnete. Wir saßen auf dem Vorplatz des Deutschen Theaters, ich war dort Schauspieldirektor, und...
Duck ist 16 Jahre alt, hat lange braune Haare bis zur Taille, ein winziges Muttermal am Kinn und trägt eine große dicke Brille. Wenn so ein Mädchen wie sie ihre Brille abnähme und ihr Haar schüttelte, würde sich zeigen, dass sie ganz wunderschön ist, und zwar auf eine Weise, die bis dahin nicht erkennbar war. Leider ist Duck stark kurzsichtig. Ihre Brille nimmt sie...
Theater ist eine lokale Kunst. Schreiben eigentlich nicht. Theaterschreiben bestenfalls nicht. Dramatik will und soll grundsätzliche Fragen stellen. In Zeiten vielschichtiger Förderungen zeigt sich aber, dass das Schreiben lokale Verortung erfährt. Immer öfter ist nicht nur das Theater und sein Ensemble, sondern die Metropole oder der Landstrich samt seiner...