Zwei Keller voller Leichen
Ob er das Erdbeben nicht bemerkt hätte: «Die Erde schwankte etwas …», sagt Monika. Aber Gerd hat natürlich wieder einmal gar nichts mitbekommen. Sein Seismograf schlägt weder bei Naturkatastrophen aus, noch registriert dieser glatte Geschäftsmann Verwerfungen in seiner Beziehung. Also glotzt er nur blöd, pflanzt sich auf das Sofa und wartet erst einmal ab, was da noch alles auf ihn herein- oder unter seinen Füßen wegbrechen wird.
Eine Stunde später wissen wir, dass die Familie zwar die Keimzelle der Gesellschaft ist, aber auch, dass da eine ganze Menge fauler Eier ausgebrütet werden.
In Jan Deckers Stück «Rückenschwimmer», das am Nürnberger Staatsschauspiel in der Regie von Cordula Jung uraufgeführt wurde, kommen sich zwei Menschen so gefährlich nahe, dass es weh tut. Monika und Gerd leben zwar zusammen, aber sie müssen getrennte Keller haben. Denn keiner weiß etwas von den Leichen, die der jeweils andere da unten vergraben hat. Warum sie gerade an diesem Abend, an dem der Mann nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss beschwingt nach Hause kommt, ausgebuddelt werden müssen, ist nicht ganz klar. Aber am Ende liegen die Lügen, Heimlichkeiten, der Hass und die Selbsttäuschungen ...
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