Zukunft, die es nie geben wird
Die Fische sind weg! Fünf dicke, weiß-rote Goldkarpfen, die in ihren vier gläsernen Wänden in einem Eck des Cafés Schaubühne sozusagen zum dekorativen Inventar gehörten und es als solche sogar auf das Cover eines Bildbandes über Bühnenbildner Jan Pappelbaum geschafft haben, sind verschwunden. Irgendetwas muss ihnen nicht bekommen sein an unserer Zeit. Jetzt schwimmen im leeren Aquarium nur noch ein paar undefinierbar winzige Teilchen herum, als wären die einst prächtigen Bewohner einem Anfall von wechselseitig-kollektivem Kannibalismus zum Opfer gefallen.
Vor allem aber zeigt sich mal wieder: Erst der Verlust macht das Verlorene in der Erinnerung tatsächlich sichtbar.
«In zwei-, dreihundert Jahren wird das Leben auf der Erde unvorstellbar schön sein …», lässt Tschechow einen seiner lebenskranken Zukunftsjunkies im Salon der Prosorows prophezeien, und weiter fantasiert Oberst Werschinin: «Der Mensch braucht so ein Leben, und wenn er es noch nicht hat, muss er es vorausahnen, muss darauf warten, davon träumen, sich darauf vorbereiten …» Gut hundert Jahre sind seither vergangen, Zeit also für eine vorsichtige Zwischenbilanz, und die sieht, sind wir mal ehrlich, nicht gut aus. Von dem ...
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