Wir sind der Wandel
Weltweit erweckt der 47-jährige Barack Obama das Gefühl, dass derzeit etwas Historisches in den Vereinigten Staaten passiert. Er hat es nicht nur geschafft, sich als erster ernstzunehmender schwarzer Kandidat für die amerikanische Präsidentschaft ins Spiel zu bringen. Der Senator aus Illinois hat auch, unterstützt von einer stetig anwachsenden Grassroots-Bewegung, binnen weniger Monate den Status einer popkulturellen Ikone erlangt. Obama verkörpert den amerikanischen Traum auf geradezu ideale Weise: Seine biografischen Stationen umfassen Kansas, Kenia, Indonesien und Hawaii.
Er wurde von weißen Christen und schwarzen Muslimen aufgezogen. Er ist zugleich Kind einer auf Lebensmittelmarken angewiesenen alleinerziehenden Mutter und des angesehensten Bildungsprogramms der USA, der Harvard Law School.
Tatsächlich schwarz
Trotz gegenteiliger Unterstellungen europäischer Poptheoretiker und konservativer amerikanischer Kulturkommentatoren ist Barack Obama tatsächlich schwarz. Allerdings verkörpert der demokratische Politiker ein Image des Schwarz-Seins, das nicht nahtlos in der afroamerikanischen Identitätspolitik der Bürgerrechtsbewegung aufgeht. Aber kein Schwarzer in den USA würde die ...
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Theater heute April 2008
Rubrik: Reportage Obamas Dramatiker, Seite 4
von Daniel Schreiber
Der König erklimmt seinen Thron. Sein Thron ist ein wackeliger Matratzenstapel, eine Nummer zu groß und zu tückisch für einen wie Gunther (Ben Daniel Jöhnk), diesen Burgunderschlaffi. Als er im x-ten Anlauf endlich oben ist, hüpft er auf seiner Bettenburg herum wie ein verzogener Bengel. Bald wird er sich noch ganz anders lächerlich machen.
So viel zu König Gunther....
Nach Hysterialand linksum!», steht in roter Typografie auf der ersten Seite des Programmhefts der «Tosca». Das Motto stammt von Martin Kippenberger. «Ich kann mir doch nicht jeden Tag ein Ohr abschneiden», beeilt sich Lars Rudolph in der Rolle des Cavaradossi mit einem zweiten Kippenberger-Zitat. Was hat der mit «Tosca» zu tun? Nun, wie der verstorbene Kippenberger...
Die Beliebtheit des Medea-Mythos dürfte unter anderem in seiner dreifachen Verwertbarkeit für heute liegen: Zum einen das Thema Kindsmord als ein aus Verzweiflung geborener Akt der Autoaggression. Zum anderen das immer gültige Ehedrama: Er nimmt sich eine Jüngere, sie bleibt als desperate Ex zurück. Zum dritten aber auch die arrogante Xenophobie, die...