Wer stattfindet, hat gewonnen!
Es ist ein Fake, der Unterdrückungsgeschichte gemacht hat: das Hymen, auch «Jungfernhäutchen». Teresa Vittucci, gehüllt in einen neonorange leuchtenden Hauch von Nichts, widmet der lügenumwobenen vaginalen Korona eine schlagfertige Tanz- und Lecture-Performance: «Hate me, tender. Solo for Future Feminism» ist eine von nur drei Produktionen innerhalb des diesjährigen Impulse Festivals, die vor Livepublikum gezeigt werden kann.
Das flackernde Wechselspiel zwischen Flirt-, SM- oder Bodybuilder-Moves einerseits und den unterhaltsamen soziologischen Einordnungen durch die Performerin andererseits lebt vom Blickkontakt, vom Ausgesetztsein und der ungewohnten Intimität in der tanzfaktur Köln. Wäre der Beweis, welche Kraft im Livetheater liegt, nach Monaten der Abstinenz noch nötig, hier ist er. Gerade dieser Moment von Theaterglück macht aber auch das Dilemma deutlich, in dem Theaterfestivals in der Pandemie stecken. Die Planungssicherheit ist gleich null, das Risiko hoch und das Publikum zugleich online-müde und noch nicht ganz bereit für dunkle geschlossene Räume.
«Hate me, tender» ist fast ausverkauft, obwohl die Festivalleitung um Haiko Pfost und Wilma Renfordt bis kurz vor Beginn ...
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Theater heute August/September 2021
Rubrik: Festivals, Seite 52
von Cornelia Fiedler
Klarer kann man eine Handlung nicht zeitlich und örtlich fixieren: «Cornwall, 1889» stellt eine Einblendung zu Beginn von Ella Hicksons «Öl der Erde» am Schauspiel Hannover klar, dabei wäre diese Eindeutigkeit gar nicht nötig. Weil nämlich Armin Petras die Szenerie genauso zeigt, wie sich jemand Cornwall Ende des 19. Jahrhunderts vorstellt, der im Grunde keine...
Volker Klotz, 90 Jahre alt und noch immer emsig unerforschte Erzählstrukturen, obskure Märchenmotive und unerhörte Künste entdeckender Literaturhistoriker, Dramaturg und Theaterkritiker hat kürzlich seinen immer unkonventionell gestalteten Studien- und Handbüchern über die Operette, über Possen und bürgerliches Lachtheater, zur Radikaldramatik, zur Dramaturgie des...
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Hören Sie mir beim Nachreden zu. Ich kann mir nichts erklären, was nicht andre schon erklärt haben. Ich kann kein Verhalten zeigen, aus dem man etwas erkennen könnte. Sie werden nie entscheiden können, was ich ursprünglich geschöpft, erfahren, errungen habe und was abgeschrieben und nachgeredet ist. Ich drehe das Licht an, schlage die Zeitung auf und schreibe...