Wer stattfindet, hat gewonnen!

Das Freie-Szene-Festival Impulse zeigt digital und minimal-analog einen Querschnitt aus den Jahrgängen 2020 und 2021

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Es ist ein Fake, der Unterdrückungsgeschichte gemacht hat: das Hymen, auch «Jungfernhäutchen». Teresa Vittucci, gehüllt in einen neonorange leuchtenden Hauch von Nichts, widmet der lügenumwobenen vaginalen Korona eine schlagfertige Tanz- und Lecture-Performance: «Hate me, tender. Solo for Future Feminism» ist eine von nur drei Produktionen innerhalb des diesjährigen Impulse Festivals, die vor Livepublikum gezeigt werden kann.

Das flackernde Wechselspiel zwischen Flirt-, SM- oder Bodybuilder-Moves einerseits und den unterhaltsamen soziologischen Einordnungen durch die Performerin andererseits lebt vom Blickkontakt, vom Ausgesetztsein und der ungewohnten Intimität in der tanzfaktur Köln. Wäre der Beweis, welche Kraft im Livetheater liegt, nach Monaten der Abstinenz noch nötig, hier ist er. Gerade dieser Moment von Theaterglück macht aber auch das Dilemma deutlich, in dem Theaterfestivals in der Pandemie stecken. Die Planungssicherheit ist gleich null, das Risiko hoch und das Publikum zugleich online-müde und noch nicht ganz bereit für dunkle geschlossene Räume.

«Hate me, tender» ist fast ausverkauft, obwohl die Festivalleitung um Haiko Pfost und Wilma Renfordt bis kurz vor Beginn ...

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Theater heute August/September 2021
Rubrik: Festivals, Seite 52
von Cornelia Fiedler

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