Foto: Tana Hojcova/S. Fischer Verlag
Was ist deutsch?
Die Frage nach dem Deutschsein führt schnell zu schweren Zeichen, dunkler Apokalyptik und depressiven Gefühlen. Besser ein paar Geschichten erzählen
Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann, ohne sie selbst zu glauben» (Theodor W. Adorno). «Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun» (Richard Wagner). «Deutschland ist ein gescheiterter Nationalstaat» (Zafer Senocak).
Diese kleine Blütenlese zum Thema beweist: Versucht man, die Frage, was eigentlich deutsch sein könnte, essentialistisch zu beantworten, produziert man man unweigerlich Aphorismen – und der Aphorismus ist eine Literaturform, die immer zugleich genauso wahr ist wie falsch. Was dann ein Anlass sein mag, sich «trefflich zu streiten», wie es immer heißt. Aber meistens kommt dabei nicht viel Vernünftiges heraus.
Vielleicht ist das Erzählen von Geschichten ein langsamerer, aber besserer Weg. Mein Doktorvater Heinz Schlaffer hat mir mal den biografischen Flashpoint seines um die Jahrhundertwende herum sehr berühmten Buchs «Die kurze Geschichte der deutschen Literatur» erzählt. Er war auf einer Konferenz, und eine Kollegin wischte in ihrem Vortrag die Frage, was an der deutschen Literatur ...
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Theater heute Jahrbuch 2017
Rubrik: Aufgeklärter Patriotismus, Seite 57
von Stephan Wackwitz
Der mitteljunge Mann, der da in gediegenem Ganzkörperbeige unruhig an der Rampe auf und ab schreitet, sieht zwar nicht direkt freundlich aus. Aber mit einem derartigen Frontalangriff auf ihr bis dato grundstabiles Zuschauer-Ego hatte die Parkett-Belegschaft des Wiener Akademietheaters vermutlich nicht gerechnet. Hier hocke ja eine personifizierte «Sackgasse» neben...
Erinnern Sie sich noch an die Bundesrepublik? In Bonn lebt man ja quasi in der alten Kulisse dieses untergegangenen Landes, spaziert täglich vorbei an den Baudenkmälern vergangener politischer Macht: Bundeskanzleramt, Villa Hammerschmidt, Langer Eugen. Wie war das eigentlich damals, in der Bonner Republik?
Der Autor Thomas Melle, Jahrgang 1975, ist in Bonn...
der ideale staat ist kein staat, also keine gesellschaftsordnung, bei der einer bestimmten gruppe eine privilegierte stellung zukommt; sondern eine gemeinschaft gleichberechtigter idealisten ohne hierarchien und herrschaft.
die gesellschaft
alle menschen sind sich der abhängigkeit voneinander und von einer funktionierenden umwelt bewusst. um das zu erreichen, ist...
