Was fehlt?
Bemerkenswerter Alltag
Karin Henkel inszeniert «Richard The Kid & The King», Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Es gibt Inszenierungen, die laut darum betteln, zum Theatertreffen eingeladen zu werden. Meist sind das Abende an Metropolenhäusern, mit großem (und teurem) Bühnenbild, stark (und gerne mit Gästen) besetzt, mit einer Regiehandschrift, die einerseits zupackend ist, andererseits aber auch ein Label darstellt, das Erwartungen erfüllt.
Man kann es der Theatertreffen-Jury nicht verübeln, wenn sie solche offensichtlich auf Erfolg hin gebürsteten Ereignisse mit Missachtung straft. Und auf den ersten Blick könnte man auch die als Koproduktion zwischen Hamburger Schauspielhaus und Salzburger Festspielen entstandene Shakespeare-Bearbeitung «Richard The Kid & The King» in diese Schublade schieben. Allein: Das trifft nicht zu. Mit Lina Beckmann füllt zwar eine Großschauspielerin die Titelrolle raumgreifend aus, aber Beckmann ist festes Hamburger Ensemblemitglied, dem die Richard-Rolle wie auf den Leib geschrieben ist, der (tatsächlich vorhandene) Starfaktor ist hier irrelevant.
Regisseurin Karin Henkel ist zwar regelmäßiger Gast beim Theatertreffen, allerdings auch eine ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Mai 2022
Rubrik: Berliner Theatertreffen, Seite 30
von
Der Schriftsteller Édouard Louis, 1992 noch unter dem Namen Eddy Bellegueulle im nordfranzö -sischen Hallencourt geboren, hat erneut ein (sehr schmales) Buch über ein Mitglied seiner proletarischen Familie geschrieben: Auf seinen Vaterro -man «Wer hat meinen Vater umgebracht?» folgt nun das Mutterbuch «Die Freiheit einer Frau». Paul Behren, der in Falk Richters...
Mit dem Arbeiten ist es ungefähr so. Man tut dies oder jenes, in der Hoffnung, etwas würde danach besser sein als zuvor. Man nimmt ungeordnete Gedanken, schreibt sie auf und hofft, der Sinn möge sich einstellen; nimmt rohe Dinge und hofft, gekocht mögen sie schmecken, trägt Zeug von A nach B und hofft, dort möge es richtig sein. Denn dann wäre alles prima. Fast....
Hier entsteht gerade ein Gefängnis – nicht Gitterstab um Gitterstab, aber Wand um Wand. Ein einfaches Haus wird gebaut auf der kleinen Bühne im Ballhof des Hannoverschen Staatsschauspiels, von einem einfachen Mann – und hinter den Kulissen, die Michael Sebastian einer nach der anderen hereinträgt und montiert, werden am Ende all die Geschichten versteckt sein, die...