Vorteile des Vatermords
Vielleicht wirken sie zu stark, in ihrem trotzigen Durchhaltevermögen. Vielleicht sind sie zu leise geworden, weil sie so oft niemand verstanden hat. Vielleicht sind sie, die Kinder und Jugendlichen, aber auch Opfer uralter und mieser Erwachsenen-Reflexe: dem Reflex, junge Menschen nicht für voll zu nehmen; jugendliche Wut auf die Hormone zu schieben, statt auf die kaputte Gesellschaft; nur die eingeschlagenen Schaufenster in der Stuttgarter Innenstadt zu sehen, nicht aber die seelenzersetzende Isolation in der Pandemie.
Mit «Bakchen – die verlorene Generation» rückt die Dortmunder Schauspiel-Intendantin Julia Wissert Kinder und Jugendliche, also diejenigen, die eine Hauptlast der Covid-19-Jahre getragen haben und tragen, ins Zentrum ihrer Spielzeiteröffnung. Ihr gelingt ein beeindruckender Abend über Einsamkeit und Exzess.
Sabine Reich, die das Theater als Chefdramaturgin verlässt, dem Haus aber verbunden bleibt, hat Euripides’ fast zweieinhalbtausend Jahre alte Tragödie in ein ambivalentes Generationendrama überführt. Nicht die Frauen Thebens schließen sich hier dem Party-Gott Dionysos an, sondern die Jugend. Sie spüren, dass auch Dionysos einer ist, der nie gehört wurde, und ...
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Theater heute 11 2022
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Cornelia Fiedler
AACHEN, THEATER
11. Lasker-Berlin, Ich, Wunderwerk und How much I love disturbing content
R. Marlene Anna Schäfer
17. Günther, Die (Un)Entbehrlichen (U)
R. Ulrike Günther
18. von Düffel nach Ende, Die unendliche Geschichte
R. Roman Kohnle
AALEN, THEATER DER STADT
12. Schmitt, Oskar und die Dame in Rosa
R. Tina Brüggemann
20. Ludwig nach Kästner, Pünktchen...
Und dann spucken die Nebelmaschinen noch mehr Dampf aus. Rotes Licht legt sich darunter, eine embryoartige Vorhölle, in der ich mich den Bässen hingebe. Nur schemenhaft sind die Darsteller in ihren historischen Amish-People-Kostümen noch zu erkennen, von statuarischer Schönheit und manchmal ekstatischer Gemeinschaft. Zwei halten eine, die sich nach hinten zuckend...
«Mödchen» hat es gerade schwer. «Schnief schnief schnief», beginnt der Text, und es/sie betont gleich mehrfach, sie sei «entzweigebrochen und nicht wieder heilgeworden». Mehr könne sie «vorerst nicht anbieten». Wenn die Anzeichen, zu denen eine lange Playlist gehört, darunter Helene Fischers «Atemlos», nicht trügen, handelt es sich um einen schweren Fall von...