Vor Investitionsruinen
Die Verlockung muss groß sein, vielleicht, weil der Stoff so gewaltig ist und Tantiemen birgt. Nach Moritz Rinke (seit 2002 in Worms), Helmut Krausser («Unser Lied»), Marc Pommerening («die nibelungen. melodram») und einigen weniger Autorschaft beanspruchenden Hebbel-Bearbeitern (wie zuletzt Andreas Kriegenburg) hat nun Oliver Schmaering ein weiteres Nibelungen-Stück, ausdrücklich nach Hebbel, verfasst.
Die Hebbel-Anlehnung ist wohl eher Stütze als Wink zum Repertoire-Publikum. Zwingend ist sie nicht.
Denn neben der Raffung und Verknappung – Schmaering kommt mit acht Rollen aus – geht es natürlich wie schon bei den genannten Kollegen um mehr oder weniger ironische Verheutigung und ein nicht ganz so furchtbar dräuendes Drama. Aus dem alles zermalmenden Rad Hebbels hat Schmaering ein paar Speichen ausgebaut, dafür läuft es nun dank einer Art Kommentarebene der Figuren über sich selbst wie geschmiert. Aber doch nicht ganz rund.
Was Siegfried aus Xanten bei den Burgundern zu suchen hat, eine der Kernfragen überhaupt, wird hier ganz neudeutsch ins Spiel gesetzt: Er kommt als «Investor», als Mann auf der Suche, der mittels guter Arbeit seinen mythischen Schatz möglicherweise vermehren ...
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