Von einer Wut- zu einer Trauerrede
Dieses Jahr im Mai war ich auf dem Divadelní Flora Festival in Olomouc, zu dem Arbeiten von Theatermacher:innen aus Deutschland, Tschechien und anderen osteuropäischen Ländern eingeladen waren. Es gab einen regen Austausch, auch auf Panels, bei denen über das Theatermachen in Ost- und Westeuropa reflektiert wurde – und dies in dem Jahr, in dem sich der Beginn der sogenannten EU-Osterweiterung zum 20. Mal jährt.
Während dieser Tage in Olomouc kamen mir immer wieder folgende Fragen in den Kopf: Wie ist es eigentlich, 20 Jahre nach dem Beginn der EU-Osterweiterung, auch jenseits eines Theaterkontextes, um das Verhältnis zwischen Ost- und Westeuropa bestellt? Können wir überhaupt noch von einem Unterschied sprechen? Müssen wir über einen Unterschied sprechen? Für mich ist jedoch die wichtigste Frage: Inwiefern hängt eine Debatte um die Beziehung zwischen Ost- und Westeuropa mit aktueller europäischer Migrationspolitik und einem europaweiten Rechtsruck zusammen?
Zur Brücke
All dies sind große und komplexe Fragen. Um hier über sie schreiben zu können, gehe ich vielleicht erstmal in eine kleine, konkrete Situation zurück und fange bei mir an. Ich bin im Sommer 2004, nachdem ich mein ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Streitstoffe, Seite 52
von Ewe Benbenek
Die Leute, die man am ersten Tag in der Uni trifft, bleiben für immer deine Clique»: Bei Lars Werners neuestem Stück sind das Silvio, ein weißer deutscher Mann aus Frankfurt; Roya, eine deutsche Journalistin of Color; Marin, ein weißer Mann (möglicherweise aus Köln) und Lou, eine Gender-non-konforme Wissenschaftler:in und Ak -tivist:in aus Tschechien. Das erste Mal...
Was hinter geschlossenen Türen passiert, bleibt im Verborgenen, und die Vorstellung treibt da mitunter seltsame Blüten. Ist es dahinter laut oder still? Sind Stimme oder Geräusche zu vernehmen? Das Hören wird zu einem Ereignis, und die Fantasie kennt keine Grenzen, besonders sie. Das Setting – der Mikroorganismus eines Mietshauses: ein Leben, Tür an Tür – ist dafür...
Leipzig. 26. Mai 2024. 11 Uhr. Sonntag. Der letzte Tag des 12. Sächsischen Theatertreffens.
Zwei Wochen vor der Europawahl. Am Abend wird die Jury – in diesem Jahr hat jedes der teilnehmenden Häuser einen Menschen aus seiner Stadtgesellschaft nominiert (welch wunderbar demokratische, auch inhaltlich lohnende Idee!) – drei Preise vergeben. Erst aber steht die...