Der Geruch von Lawinen
Drei braunweiße Bernhardiner altern in ihrem verwitterten Holzverschlag vor sich hin, um ihre felligen Hälse hängen die ikonischen kleinen Eichenfässchen. Wir befinden uns am Fuße eines großen Schweizer Bergs. Idyllisch. Doch was versteckt sich hinter dem romantischen Postkartenbild? Anaïs Clerc, in der Spielzeit 2023/24 Hausautorin bei den Bühnen Bern, zieht in ihrem Stück immer enger werdende Kreise um das, was nicht gesagt werden kann.
Ihr Schreiben unternimmt eine Suche nach einer Sprache für die Sprachlosigkeit, die sich Raum nimmt, wenn mehr passiert ist als besprochen werden kann. In Anaïs Clercs Alpenwelt sprechen sie alle, die Menschen wie die Nicht-Menschlichen: die Bernhardiner genauso wie der Berg. Sie haben viel erlebt und viel gesehen – und einiges dazu zu sagen. Die Eichenfässchen der Hunde schimmeln schon. Die Idylle scheint zu wanken. Der Berg grollt seit Neuestem vor sich hin, und bei genauerem Hinhören stellt sich heraus: Was wir für standhaft und unerschütterlich erachtet haben, steht nicht so still wie erwartet. Um zu beschreiben, welche (gesellschaftlichen) Veränderungen sich anbahnen, ringt Clerc mit ihren Protagonist:innen um Worte.
Die Bernhardiner sollen ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Neue Stücke, Seite 145
von Elisa Elwert
Der Kapitalismus ist ein System von Abhängigkeiten, die von innen nach außen, von außen nach innen, von oben nach unten und von unten nach oben gehen. Alles ist abhängig, alles ist gefesselt. «Kapitalismus ist ein Zustand der Welt und der Seele», heißt es in dem allzu bekannten Zitat von Franz Kafka. Selma Kay Matter zeigt dieses System als ein kompliziert...
Deutschsprachige Erstaufführungen
A
Ayad Akhtar
Der Fall McNeal (Burgtheater Wien)
François Archambault
Erinnerungen von morgen (Landestheater Rudolstadt)
Annalisa Arione und Dario de Falco
Geschichte eines Nein (Theater Heilbronn)
B
Alexandra Badea
Aus dem Schatten: Thiaroye (Schauspiel Köln)
Sarah Berthiaume
Wollstonecraft (Theater Freiburg)
Alice Birch nach...
Es gibt Tage, an denen man einfach annimmt, dass alles wie gewohnt verlaufen wird. Niemand rechnet damit, dass etwas Unvorherge -sehenes passiert. Ende April machte ich mich morgens auf den Weg zum Theater, fest entschlossen, den Tag positiv zu verbringen. Ich war mir sicher, dass es noch regnen, vielleicht sogar gewittern würde – aber erst einmal schien die Sonne....