Vergessen
Ander gräbt. Seine Hände sind verbunden, sie eitern unter den Verbänden. Trotzdem arbeitet er weiter an diesem Tunnel unter seiner Hütte, im sandigen Grund. Auch wenn jetzt niemand mehr kommt, will er vorbereitet sein. Denn irgendwann werden sie doch wieder kommen, und dann wird dieser Tunnel seine Goldgrube sein.
Ander ist eine der Figuren, die im «Territorium» leben, einem Randgebiet des alten Europa, das in Thomas Freyers neuem Stück «letztes Licht. Territorium» nur noch «Kontinent» heißt, abgeschieden von allem, isoliert.
Der Kontinent hat sich eingemauert, mit wie vielen Privilegien ist unklar, aber immerhin ist es besser als anderswo.
Anderswo, das sind die anderen Kontinente, wo die Menschen bloß noch unter der Erde leben können, wie man sagt, in Höhlen und Erdlöchern, weil oben alles verbrennt. Und anderswo ist auch das Territorium, ein Landstrich am Meer, am Strand.
In seinem neuen Stück begibt sich Thomas Freyer auf eine Gedankenreise in eine düstere, nicht allzu ferne Zukunft. Wenn die Mauern und Zäune um Europa noch höher geworden, wenn die Grenzen ganz dicht gemacht sind. Wenn es keine Fluchtrouten mehr gibt, wenn ein prekärer, fragwürdiger Status quo um jeden ...
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