Unausweichlicher Zerfall
Der Krieg findet ganz in der Nähe statt», erklärt Gintaras Grajauskas, der Künstlerische Direktor des Dramatheaters in der Hafenstadt Klaipeda. «Die baltischen Länder, die von der Sowjetunion besetzt waren, sind sich des aggressiven russischen Imperialismus sehr wohl bewusst und wissen, dass der Krieg jederzeit auf ganz Europa übergreifen kann.» Dieser fragilen geopolitischen Lage und Kriegshandlungen in der Ukraine zum Trotz zeigte sich der diesjährige Theater-Showcase «theATRIUM» dennoch verhalten optimistisch.
Unter dem Motto «The Bright Side of Dark -ness» präsentierte er elf Highlights des litauischen Theaters: »Vielleicht ist die Dunkelheit nicht völlig pechschwarz?»
Auch Pavlo Arie sucht verzweifelt nach einem Lichtblick – «ein sonniger Tag, es riecht nach Frühling» – angesichts einer überwältigenden, völlig unfassbaren Gegenwart: «Explosionen, ganz real und ganz nah, Fensterscheiben klirren, Brandgestank auf den Straßen.» In seinem «Tagebuch des Überlebens» versucht der ukrainische Dramatiker, Worte für den russischen Überfall zu finden – das Schreiben, «ein Rettungsring». Entstanden ist ein radikal subjektives «Gefühlstagebuch», das die ersten 14 Kriegstage in Kiew ...
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Theater heute November 2023
Rubrik: Festivals, Seite 35
von Anja Quickert
Was für ein Entree! Der erste Satz der Intendanz Kay Voges’ am Wiener Volkstheater lautete: «Was, hier, in dieser muffigen Atmosphäre?» Es ist der Satz, mit dem Thomas Bernhards Stück «Der Theatermacher» beginnt, und der Satz, mit dem einst auch Claus Peymann seine Direktion am Burgtheater angefangen hatte. Ein Insiderwitz, den in Wien alle verstanden haben; ist ja...
Wenn die beiden Diener mit den Wischmopps vorbeikommen und Bodenreinigung vortäuschen, wird’s hochgefährlich. Buckingham (stoisch kaugummikauend: Lukas Holzhausen) und Catesby (extralange Leitung: Cino Djavid) scheitern zwar regelmäßig fast an sich selbst, an ihrer schildkrötenhaften Restintel -ligenz und ihrem slapsticktauglichen Ungeschick, aber irgendwann...
Das Meer. Über dem Meer die Sonne. Felsen. Ein Strand.» Allein mit Worten, Pausen, Verb-losen Sätzen katapultiert der ältere Herr, der in Jeans und Weste vor den eisernen Vorhang getreten ist, das Publikum ans Mittelmeer. «Eine Straße. Eine Stromleitung. Ein nie fertig gebautes Haus.» Ganz selbstverständlich erzählt Michael Wittenborn weiter, wie eine Gruppe junger...
