Familie, Gewalt, Zukunft

Drei Uraufführungen in Hannover und Berlin: Michel Decars «Richard III.»-Überschreibung führt in royale Clanstrukturen, Rainald Goetz’ «Baracke» forscht nach rechtem Terror und NSU-Morden, und Sibylle Berg träumt von ChatGPT – «Es kann doch nur noch besser werden» (abgedruckt in diesem Heft)

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Wenn die beiden Diener mit den Wischmopps vorbeikommen und Bodenreinigung vortäuschen, wird’s hochgefährlich. Buckingham (stoisch kaugummikauend: Lukas Holzhausen) und Catesby (extralange Leitung: Cino Djavid) scheitern zwar regelmäßig fast an sich selbst, an ihrer schildkrötenhaften Restintel -ligenz und ihrem slapsticktauglichen Ungeschick, aber irgendwann packen, stechen, strangulieren oder hauen sie mit unwiderstehlicher Brutalität einfach zu, bis jemand tot ist. Mord und Totschlag gehören hier zur gewöhnlichen Hausarbeit, Abteilung allgemeiner Service- und Reinigungsdienst.

Michel Decars Überschreibung von Shakespeares «Richard III.» reduziert das Personal auf die Kernfamilie der überlebenden Yorks gegen Ende der 30-jährigen Rosenkriege, eliminiert dabei das gesamte, nicht unaufwendige Staatsbeamtenpersonal mit seinen Finten und Intrigen, und selbst von den beiden Prinzen bleibt nur einer übrig, der außerdem, anders als in der Vorlage, überleben wird. Jedenfalls vorläufig. Dabei übertrifft der royale Familienverband in der Mehrheit die Geisteskraft seiner Dienerschaft nur geringfügig: eine freudlos dysfunktionale, so wohlstandsverblödete wie kriegstraumatisierte Gemeinschaft, ...

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Theater heute November 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Franz Wille

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