Unaufdringliche Dringlichkeit

Theater als Reise in die Sprache des Autors, Entdeckungsfahrt zu den Figuren des Stücks: Zum Tod des Regisseurs und langjährigen Leipziger Intendanten Wolfgang Engel (13. 8. 1943–7. 3. 2025)

Theater heute - Logo

In Leipzig, wo er, nach einem Schlaganfall von seinem Lebenspartner sorgsam betreut, zuletzt lebte, starb im Alter von 81 Jahren der Theaterregisseur Wolfgang Engel. Wie Frank Castorf zunächst kleine Theater wie Anklam und dann die Ostberliner Volksbühne kulturpolitisch aufmischte, prägte Engel in den letzten Jahren der DDR mit seinen Inszenierungen von Goethes «Faust» und «Iphigenie», von Kleists «Penthesilea» und Hebbels «Nibelungen» das widerständige Profil des Dresdner Staatsschauspiels.

Wolfgang Engel wurde 1943 in Schwerin geboren, wo er auch zur Schule ging.

Theaterspiel faszinierte ihn von Kindheit an, und so wurde er nach dem Abitur Bühnenarbeiter am Theater seiner Geburtsstadt. Er erhielt einen Eleven-Vertrag als Schauspieler und wurde nach erfolgreicher Bühnenreifeprüfung von 1968 bis 1971 als Regieassistent und Schauspieler engagiert. 1970 debütierte er mit Tschechows «Der Tragöde wider Willen» als Regisseur und profilierte sich mit fünf weiteren Regiearbeiten. 1974 konnte er als Regisseur an die Landesbühne Sachsen in Dresden-Radebeul wechseln, und 1976 verhalf ihm ein Kollege zu einem Engagement ans Theater der Freundschaft in Berlin.

In der Hauptstadt betätigte er ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2025
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Klaus Völker

Weitere Beiträge
Die Zeit wartet nicht

Mangelnde Voraussicht ist Lars Werner nicht vorzuwerfen. Sein schon vor einem Jahr beim Heidelberger Stückemarkt vorgestelltes Stück «Die ersten hundert Tage» spielt durch, was in Deutschland passiert, wenn eine extreme Rechte an die Regierung kommt. Zuallererst – siehe der Stücktitel – geht es gegen LGBTQ+, Diversity, Migranten, Linke, die einschlägig...

Ein Bärendienst

Eigentlich hätten sie einen Dokumentarfilm machen wollen. Über ihre persönliche Begegnung mit einem eurasischen Braunbären. Doch nach ersten Interessenbekundungen sei Netflix dann abgesprungen: zu unspektakulär das Ganze. Und die Sache mit den O-Tönen, dem Bärengrollen, erwies sich – so gesteht der Musiker Thomas Leboeg – als eher schwierig. Der zweite Versuch, die...

Der Wrestling-Plan

Es waren einmal vier Jugendliche, deren Eltern verfuhren sich in einem deutschen Gewerbegebiet. Und ließen ihre Kinder einsam auf der Rückbank zurück. Eine geradezu märchenhafte Alptraum-Situation serviert Katrin Röggla in ihrem neuen Stück «Kein Plan – Kafkas Handy» am Theater an der Ruhr, ausgerechnet einen Abend vor der Bundestagswahl – jene renommierte Autorin,...