Unangenehme Wahrheiten
Cornelia Koppetschs «Die Gesellschaft des Zorns» ist nicht das erste Buch, das den Rechtspopulismus erklären will. Es vermisst detailreich die sozioökonomischen Veränderungen und den kulturellen Wertewandel, der in den letzten Jahrzehnten die westlichen liberalen Demokratien erfasst und zu den bekannten Konsequenzen geführt hat.
Auch Koppetsch findet in Globalisierung und Neoliberalismus den Brandbeschleuniger von Entwicklungen, die zur rasanten Zunahme von Ungleichheit, der Erosion von gesellschaftlichem Zusammenhalt, zu Illusionen von vergangener Ordnung, Fremdenfeindlichkeit und schließlich dem Erstarken der neuen Rechtsparteien geführt haben.
Der Umbruch von der fordistischen Industriemoderne zur hochindividualisierten Spätmoderne mit ihren Freiheitsgewinnen, aber auch Wettbewerbsverschärfungen, Kreativitätsimperativen und wachsenden Unsicherheiten hat zu einer neuen gesellschaftlichen Trennlinie geführt: Auf der einen Seite diejenigen, die zu den Gewinnern von Bildungsexpansion und Transnationalisierung gehören, den kosmopolitischen Eliten einer hochmobilen neuen Wissensökonomie, und auf der anderen Seite die bunte Allianz der Verlierer, die sich aus einem neuen ...
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Theater heute Dezember 2019
Rubrik: Büchermagazin, Seite 44
von Franz Wille
Deutschland ist eine unbeschriebene Landkarte, ein weißer Fleck zwischen Nichts und Nichts, ganz nah bei Detmold. Und auf diesem leeren Podest aus hellem Holz, das sich schräg nach hinten verlängert, lässt Dusan David Parizek den deutschen Urmythos Hermannsschlacht in der Kleistschen Version aufspielen. Das Figurentableau schrumpft dabei auf ein Kammerspiel...
Ein Buch wie ihr Spiel, ein freies Schweifen, Assoziieren, sich treiben lassen: durchs Schöne und Schäbige, das Kleine und das Große, der Rittersporn so wichtig wie die Iphigenie, das Theater nur eine Lebens-Facette von vielen. Angela Winkler, das ewige Mädchen, die Unverwechselbare und Unberechenbare, hat keine Memoiren geschrieben, sondern mit Hilfe ihrer...
Eine Sache nicht zu beherrschen ist der Anfang der Kunst. Und nicht nur der Anfang, sondern auch das Ende und Ziel, so sieht es jedenfalls das Nature Theater of Oklahoma, das die Sache des Theaters so gut es nur geht nicht beherrscht. Das Duo (und Paar) Kelly Copper und Pavol Liska ist seit rund fünfzehn Jahren unter dem Kafkas «Der Verschollene» entlehnten Namen...
