Tyrannenstudien

Karin Henkel und Stefan Pucher porträtieren am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und in der Oberlausitz mit Shakespeare Machtergreifer und ihre Gegner: «Macbeth» und «Caesar»

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In der ehemaligen Telux-Glasfabrik ist längst der Kulturbetrieb eingezogen. Das postindustrielle Lounge-Ambiente der Hafenstube beherbergt seit 2017 ein Soziokulturelles Zentrum, gegenüber gedeihen in Hochbeeten Kürbis und Mangold, und zu den bescheidenen Überresten der hier noch ansässigen Glasindustrie gesellen sich Kreativunternehmen wie Holzschmiede und Designbüro.

Weißwasser in der Oberlausitz gehört zu den schrumpfenden Städten, die um neue Anziehungskraft ringen – ob mit der frisch belebten Telux-Fabrik, der neuen Eissportarena oder dem Turm am Schweren Berg, von dem aus man weit über den Kohle-Tagebau Nochten, teilrenaturiertes Land und bis zu den dampfenden Schloten des Kraftwerks Boxberg blicken kann. 

Zur vierten Aufführung von Stefan Puchers Shakespeare-Inszenierung «Caesar» im Rahmen des Lausitz-Festivals, auch so einem Anzie -hungspunkt, ist eine zwar überschaubare, für eine Kleinstadt wie Weißwasser aber durchaus okaye Zuschauerzahl gepilgert, die jetzt zu Füßen zweier Schornsteine auf den Vorstellungsbeginn wartet. Da steigt Yorck Dippe im langen, schwarzen Rock auf eine Laderampe und berichtet, den Hof mühelos mit seiner Stimme füllend, von der ...

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Theater heute 11 2022
Rubrik: Aufführungen, Seite 17
von Eva Behrendt

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