Spielen, kämpfen, verbrennen

Zum letzten Mal zeigt das Festival «Radar Ost» Koproduktionen und Gastspiele aus der Ukraine, Belarus, Georgien und Slowenien. Russische Künstler:innen haben in Kriegszeiten das Nachsehen

Fun dem toyt zolstu ir nit zogn, vayl zi vet nebikh veynen un klogn», heißt es in einem der Volkslieder, die Svetlana Kundish und Mariana Sadovska bei der Eröffnung der fünften und letzten Ausgabe des Festivals Radar Ost gemeinsam auf Ukrainisch und Jiddisch singen – andächtig im Ton und von sehr weit herkommend, in seiner Fremdheit tief berührend. Das alte Lied handelt von einem gefallenen Soldaten, der einen vorbeiziehenden Vogel bittet, seine Mutter von ihm zu grüßen, ihr seinen Tod aber zu verschweigen.

– Natürlich könnte den ukrainischen Theatermacher:innen, die seit der dritten Phase des russischen Angriffs auf die Ukraine im westlichen Exil leben, nichts ferner liegen als das Schweigen über Tod und Leid in ihrer Heimat.

Mit sechs Koproduktionen und Gastspielen aus der Ukraine, Belarus, Georgien und Slowenien waren zwar sehr unterschiedliche Perspektiven aus und auf den Osten Europas nach Berlin eingeladen. Doch der Länderschwerpunkt Ukraine setzte den fünf Festivaltagen einen deutlichen Referenzrahmen: «Wie prophetisch, radikal und unterhaltsam, wie apokalyptisch, differenziert und komisch ist Theater in Kriegszeiten?», fragt Kuratorin Birgit Lengers im Programmheft.

Parall ...

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Theater heute Juni 2023
Rubrik: Festivals, Seite 30
von Anja Quickert

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