So schön kann Wahnsinn sein
Alle Toten fliegen hoch»: So hieß eine fulminante Soloreihe von Joachim Meyerhoff aus den Spielzeiten 2008/09, in der der 1967 geborene Schauspieler auf verschiedene Phasen seines noch nicht allzu fortgeschrittenen Lebens zurückblickte.
In mehreren pointiert geschriebenen Episoden erzählte er auf der Bühne von seinem Austauschjahr in den USA, vom Aufwachsen in unmittelbarer Nachbarschaft einer Psychiatrie, der sein Vater als Direktor vorstand, und von der Zeit als Otto-Falckenberg-Schauspielschüler in München, während der er regelmäßig im bürgerlich beschwipsten Haushalt seiner Großeltern ein und aus ging. Meyerhoff spielte nicht unbedingt, er las und erzählte aber mit der physischen Intensität des geschulten Sprechers und ließ, unterstützt nur von einzelnen Reliquien des jeweiligen Lebensabschnitts, sein Leben in den Köpfen der Zuschauer stattfinden.
Beim Theatertreffen 2009 waren Meyerhoffs Erzählungen eine schwer umstrittene Einladung: War das überhaupt Theater? So viel Subjektivität auf der Bühne, so wenig sichtbare Distanz zwischen Autor und Figur – das war vielen Theatergängern nicht ganz koscher. Inzwischen hat Meyerhoff drei seiner Episoden zu dicken Romanen ...
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Theater heute Mai 2017
Rubrik: Aufführungen, Seite 34
von Eva Behrendt
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