Sintflut des Datensammelns
Stalin soll derart panische Angst vor einem Attentat gehabt haben, dass seine Leibwächter wiederum panische Angst hatten, ohne ausdrücklichen Befehl das Schlafzimmer des «Stählernen» zu betreten. Als er eines Morgens infolge eines Schlaganfalls zusammenbrach, lag er wohl stundenlang vor seinem Bett, bis endlich jemand wagte, die Tür zu öffnen. Da war es allerdings zu spät und der Diktator das prominenteste Opfer seiner Schreckensherrschaft. An diese Erzählung kann man in diesen Tagen denken, wenn es um die Ukraine und den aktuellen russischen Gewaltherrscher geht.
Man denkt aber auch daran, wenn in Pat To Yans Libretto «The Damned and The Saved» plötzlich Sätze fallen wie: «Hört / Mein König / ... / Ich dachte, Euch würde es ewig geben / Aber jetzt habt ihr keine Macht mehr, wie ich geglaubt habe.»
Der das sagt, ist ein Datensammler und der engste Mitarbeiter eines diktatorischen Königs, der in diesem Fall kein Mensch ist, sondern eine monströse Maschine. Der Data Collector füttert die Maschine mit allem, was im Herrschaftsbereich des stählernen Fürsten vorkommt, und es kann nicht ausbleiben, dass man den metaphorisch aufgeladenen und allegorisch unterfütterte Text des Hongkonger ...
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Theater heute 10 2022
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Jürgen Berger
Gott schuf den Menschen aus einem Erdenkloß, berichtet die Bibel, und auch der Mensch hat danach nicht aufgehört, Ebenbilder zu schaffen, um sich seiner Geschichte zu versichern, meist in Form von Statuen oder Denkmälern. Der theatrale Parcours «Mount Average» von Julian Hetzel versteht diese Vorgänge als Zyklus von Schaffen und Vergehen und entwirft eine ebenso...
pausen
/ ein schlag
// zwei schlag
/// drei schlag
personal
brünhild
kriemhild
drei nornen
wotan
siegfried
gunther
hagen
gernot
giselher
für die letzten hilden dieser erde
der königinnen streit
brünhild es soll vor königsgattin die eigenholde nimmer gehen.
///
kriemhild ich hör, hör wohl nicht recht heut, liebste schwägerin?
brünhild es soll vor königsgattin...
Die Singularität ist schon lange der richtig heiße Scheiß im dystopischen Science-Fiction und sämtlichen Diskussionen um Artifical Intelligence. Sie bezeichnet den Moment, in dem die Algorithmen ein eigenes Bewusstsein entwickeln und sich vom Menschen emanzipieren. Für den Menschen ist das meist eher schlecht, wie etwa die «Terminator»-Reihe oder «Matrix» gezeigt...