Sieg des Standards
Es gibt Werke, die einen vorzüglichen Eindruck vom Grundgefühl der DDR vermitteln. Brigitte Reimanns Romanfragment «Franziska Linkerhand» ist ein solches, der Film «Unser kurzes Leben», der auf Reimanns Buch basiert, ebenso. Beide nehmen uns mit hinein in die Welt der gebremsten Aufstiegsversprechen in der ostdeutschen Nachkriegsmoderne.
Die Architektin Franziska Linkerhand träumt von einem sozialistischen Städtebau, der Wohnen und Leben in Einklang bringt. Sie imaginiert die Aufforstung der Innenstädte, die Schaffung von Kulturräumen, von Orten für Begegnung.
Aber in ihrer Brigade beißt sie auf Granit.
Den Leitern ist Eigeninitiative, zumal von Frauen, verdächtig. Im Dienste der Planwirtschaft lassen sie Plattenbauten an die Stadtränder klotzen, schaffen normierte kostengünstige Wohnbuchten, die die Nivellierung und Vermassung der Individuen vorantreiben.
Neben dem politischen Konflikt gibt’s allerlei persönliche Verwicklungen der Franziska Linkerhand, Geschlechterkämpfe, Leiden an Männern, die der Staat grau und klein gemacht hat. Ein schöner Stoff. Eigentlich.
Das Gorki-Theater hat seine erste Riege von Spielern versammelt: Aleksandar Radencovic, Falilou Seck, Till Wonka, dazu ...
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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Christian Rakow
Der Hase ist von Anfang an da. Das Ich, das von sich und vom ihm erzählt, staunt und berichtet. Ab geht es durch das Dach, hoch in die Luft. Dann auf das Feld. Die beiden, das Ich und der Hase, sind in einem Leihwagen namens Hollywood als Traumfabrik unterwegs.
Die Prosa schlägt Haken, gibt zunächst keine eindeutigen Angaben zu ihrem Wirklichkeitsstatus durch. Ist...
Vertrauen und Ausdauer braucht es, um in dieses Buch hineinzufinden. Denn es beginnt, gelinde gesagt, im Chaos. Da sind ein «ich» und ein «du», Erinnerungen an random rangezoomte Orte wie Johanngeorgenstadt im Erzgebirge oder Gjirokastër (Städtchen in Süd-Albanien, nicht der letzte Name, den ich gegoogelt habe), die wiederum Kindheiten im Ruhrgebiet wachrufen....
Eigentlich sollte man grundsätzlich jeden Abend ins Theater gehen – als Kritiker:in sowieso –, aber wenn dort um 20:30 Uhr der Blick ins Handy verspricht, dass der Finanzminister gerade gefeuert wurde und die Regierung am Ende ist, während aus der Ukraine nur schlechte Nachrichten kommen und der nächste amerikanische Präsident seit dem frühen Morgen Donald Trump...