Schön war die Zeit
Früher bedeckten mich meine Triggerpunkte wie eine zweite Haut. Man hätte sie benutzen können, um einen hochauflösenden Wut-Avatar von mir zu erstellen und auf den Cyberspace loszulassen. Virtuelle Verwüstung wäre garantiert gewesen. Mit kleinen Abstrichen galt das auch im richtigen Leben, und wenn ich richtiges Leben sage, meine ich natürlich die Kunst.
Im Theater setzten sich die Leute von mir weg, weil sie mein ärgerliches Gemurmel während der Vorstellungen nicht mehr ertragen konnten, wenn zum Beispiel Ulrich stammelnd den Getriebenen gab oder Lars sich im Spiegellabyrinth seines Neunzigerjahre -Humors vervielfältigte oder August aus seinen eigenen Angeberschachtelsätzen nicht mehr herausfand. Meine Wut sprang verlässlich an, wenn nicht mehr ganz frische Mackertypen öffentlich Momente erlebten, in denen sie sich unglaublich genial fanden. Denn dann er -kannte ich mich selbst in ihnen und hasste sie dafür.
Heute denke ich neidisch über mein früheres Ich: Deine Trigger will ich haben! Wo damals Wut war, ist heute Hilflosigkeit. Neulich sagte sehr unvermittelt ein lieb gewonnener Arbeitskollege zu mir: «German newspapers kill.» Als leidenschaftlicher Zeitungsleser wunderte ich ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Ärgernisse, Seite 92
von Veit Sprenger
Wann haben Sie sich zuletzt so richtig geärgert, und warum? Nichts leichter, als diese Frage zu beantworten, dachte ich zuerst, und dann wurde es doch schwer, da ich mich im Theater ständig ärgere. Gerade kam ich an ein Theater als Gast zurück, in dem ich länger fest gearbeitet habe, und ein ehemaliger Kollege sagte zu mir, dass er meine Wut in den Sitzungen...
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Dimitrij Schaad Ich weiß sogar nach ganz genau, wo und wann das war, als ich zum ersten Mal darüber gelesen habe, dass man das werden kann und ich beschlossen hab: Das will ich werden.
TH Sie gelten als manischer Rollenvorbereiter....
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