Rumstehen, Plaudern, Trinken
Zum Beispiel das Kraftwerk Bille. Das liegt in Hammerbrook, im industriellen Hamburger Osten weitab von kultureller Infrastruktur und ÖPNV, ein riesiges, verwinkeltes Fabrikensemble aus dem späten 19. Jahrhundert, das seit dem Ende des Kraftwerksbetriebs weitgehend leersteht. Manchmal bespielt die freie Theaterszene hier Räume, allerdings auf eher prekärem Niveau: Im Winter sind die kaum isolierten Locations bitterkalt, im Sommer wird es unerträglich heiß, die sanitären Anlagen sind indiskutabel.
Seit ein paar Jahren ist auch das Freie-Szene-Festival «Hauptsache frei» auf dem Gelände präsent, 2021 gab es allerdings keinerlei Wegweiser zum Maschinenhaus: Man musste durch einen abgesperrten Bereich, vorbei an «Durchgang verboten!»-Schildern, über eine kaum abgesicherte Rampe, bis man vor einem improvisierten Foyer stand.
Die Situation am Kraftwerk Bille ist vielleicht ein extremes Beispiel, sie ist aber dennoch typisch für das Verhältnis der Freien Szene zu ihrem Publikum. In Hamburg sind die Auslastungszahlen im Grunde gut, die (zugegeben: oftmals sehr kleinen) Freie-Szene-Theater häufig ausverkauft. Aber natürlich wird hier ein Publikum angesprochen, das zu großen Teilen aus ...
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Theater heute August/September 2022
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Falk Schreiber
Personen
Pilger 1
Zeitreisende, 36 Jahre, Binnenflüchtling aus dem Gebiet Luhansk
Pilger 2
Erfinder der Zeitmaschine, 60 Jahre, Binnenflüchtling aus dem Gebiet Luhansk
Szene 0
Pilger 1
erste Regel für Zeitreisende
sich nicht einmischen
zweite Regel für Zeitreisende
was passiert ist ist passiert
dritte Regel für Zeitreisende
kein Paradox schaffen
die...
Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango», lautet die Inschrift auf vielen christlichen Kirchenglocken: «Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich.» – Diese Zeilen stellte Friedrich Schiller auch seinem Lyrik-Klassiker «Das Lied von der Glocke» (1799) voran. «Als Motto für ein Festival in Zeiten nach der Pandemie erschien uns Vivos voco...
Solche Einladungen bekommt man als Theaterkritikerin selten: «Liebe Frau Wahl, ich freue mich sehr, dass Sie daran interessiert sind, ein Interview mit mir zu machen. Ich habe aus Gründen, die sich mir nicht vollständig erschließen, große Lust dazu!», schrieb Svenja Liesau zurück, als ich sie um ein Gespräch für dieses Porträt bat. «Wenn Sie Lust haben» – so ging...