Neue Grenzen der Kunst?

Der Skandal um Antisemitismus auf der documenta fifteen – ein Versuch zur Differenzierung

Theater heute - Logo

Wligion, Kultur, Hautfarbe oder den Symbolen persönlicher Selbstbestimmtheit. Und antisemitische Darstellungen in «Stürmer»-Manier werden auch dadurch nicht ins Harmlose relativiert, dass Taring Padi in einem Statement zu ihrem Werk diese im Kontext anderer herrschaftskritischer Karikaturen verstehen. 

Besorgniserregend an der Antisemitismus-Debatte zur documenta war zudem, was im Vorfeld die Stimmung erst so erhitzt hatte.

Über Monate wurde eine immer schärfer geführte Anklage gegen die Macher der documenta fifteen aufgebaut, die mit diesem einzelnen Ausweis antisemitischer Denkmuster dann auf tragische Weise bestätigt schien. Die Methodik der dabei verwendeten Argumente war allerdings geprägt von einer rhetorischen Figur, die gezielt differenzierte Betrachtung zu verunglimpfen suchte. 

Denn die Konstruktion des Vorwurfs, das ebenfalls aus Indonesien stammende Kuratorenkollektiv Ruangrupa, das die 15. Ausgabe der documenta entwickelt hatte, lasse bei ihrer Einladungspolitik antisemitische Tendenzen zu, ja schon die Auswahl der Gruppe durch ein Gremium von Kunstexperten mit angeblich antisemitischen Ansichten habe diese Beweggründe gehabt, folgte einer Ansicht, die aber selten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute August/September 2022
Rubrik: Bildende Kunst, Seite 44
von Till Briegleb

Weitere Beiträge
Das Schicksal der Klassiker

Da war wohl noch eine Rechnung offen. Regisseurin Karin Henkel nimmt sich schon zum zweiten Mal Bernhards «Auslöschung» vor, diesmal aber gründlich. Beim ersten Mal, Anfang 2019 im Hamburger Schauspielhaus, war der 600-Seiten-Roman von 1986 noch eingebettet in eine Textcollage mit den Stücken «Vor dem Ruhestand» und «Ritter Dene Voss». Jetzt, nur drei Jahre später...

Erinnerungspflicht

Melancholisch schön drängt und krächzt die Geigenmusik (Vivan Bhatti) zur Betroffenheit, verwirrend reflektieren sich die vielen Bildschirme und Fenster auf der Bühne von Anne Ehrlich. Ganz in der Mitte steht ein durch Wände zum Großteil verdecktes Wohnzimmer, immer wieder erhascht man Blicke auf Ikea-Betten, ein Viergewinnt-Spiel, Notenständer, rosa Vorhänge, nach...

Timetraveller’s guide to Donbass

Personen
Pilger 1 
Zeitreisende, 36 Jahre, Binnenflüchtling aus dem Gebiet Luhansk

Pilger 2 
Erfinder der Zeitmaschine, 60 Jahre, Binnenflüchtling aus dem Gebiet Luhansk

 

Szene 0

Pilger 1 
erste Regel für Zeitreisende
sich nicht einmischen
zweite Regel für Zeitreisende
was passiert ist ist passiert
dritte Regel für Zeitreisende
kein Paradox schaffen 

die...