Rücken an Rücken
Vertrauen und Ausdauer braucht es, um in dieses Buch hineinzufinden. Denn es beginnt, gelinde gesagt, im Chaos. Da sind ein «ich» und ein «du», Erinnerungen an random rangezoomte Orte wie Johanngeorgenstadt im Erzgebirge oder Gjirokastër (Städtchen in Süd-Albanien, nicht der letzte Name, den ich gegoogelt habe), die wiederum Kindheiten im Ruhrgebiet wachrufen. Schon auf den ersten Seiten wimmelt es von Namen, Jahreszahlen, Zitaten, von allgemein Wissenswertem neben Hypersub -jektivem.
Viele Sätze beschreiben Konkretes, doch das Konkrete bezieht sich nicht unbedingt logisch aufeinander. Nichts wird erklärt, auch nicht, ob «ich» und «du» Enis Maci und Pascal Richmann sind, die dieses Buch zusammen geschrieben haben – und darüber hinaus ein Paar sind.
Doch nach und nach werden ein paar Strohhalme ausgeworfen, an die sich die Leserin klammern kann. Da ist zum Beispiel Pando, der dem Roman seinen Titel gibt: ein Wald in Utah, der zugleich «das schwerste und größte und älteste Lebewesen der Welt» ist, denn seine 47.000 Espenstämme sind Teile eines einzigen, durch ein 43 Hektar großes Rhizom verbundenen Organismus. «Sie sind identisch, auch wenn sie andere sind. Und wenn einer fällt, ...
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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Bücher, Seite 36
von Eva Behrendt
«Der Reisende» zu lesen, fühlt sich an, wie langsam in einen Abgrund gezogen zu werden – vorbei an fröhlich winkenden Menschen. Ulrich Alexander Boschwitz, 23 Jahre alt und selbst im Herbst 1938 schon im Exil irgendwo zwischen Luxemburg und Belgien, hat den Roman in nur wenigen Wochen geschrieben. Er ist eine Reaktion auf die Novemberpogrome.
Die erzwungene Reise...
Ein sehr spezielles Welcome: Beim Eintritt in den Empfangsraum des Hauses am Waldsee, einem so renommierten wie abgelegenen Ausstellungshaus mit Park und Seezugang im waldigen Berlin-Zehlendorf, sitzt abgewandt von den Besucher:innen eine lebensgroße Teenager-Puppe auf einem Podest, das weißblonde Haar zurückgeworfen, den Blick auf einen zerknitterten Zettel in der...
Theater heute Über der Berliner Kultur- und Theaterszene hängt seit Mitte des Jahres die dunkle Wolke massiver Etatkürzungen, wobei sich die regierende CDU/SPD-Koalition und vor allem Kultursenator Joe Chialo eher in diffusen Andeutungen ergehen. Nur noch einmal zum Stand der Information Mitte November: Was an konkreten Kürzungen ist den Berliner Theatern, darunter...