Branden Jacobs-Jenkins; Foto: John D. & Catherine T. MacArthur Foundation
Rousseaus Alptraum
Sie sind jung. Sie sind erfolgreich und sie haben es geschafft: Kendra, Dean, Ani und Miles arbeiten in den hypermodernen «Midtown Offices» eines bekannten New Yorker Magazins. Dieser Job könnte ihr Sprungbrett für die große Karriere sein. Auch wenn Miles nur Praktikant, Ani eigentlich eine diplomierte Neurowissenschaftlerin und wie die Bloggerin Kendra auf der Suche nach beruflichen Möglichkeiten eher zufällig in der Kulturredaktion des Magazins gelandet ist. Auch Dean, der «älteste noch lebende Assistent» der Redaktion, fühlt sich eigentlich als Romanautor.
Denn in Zeiten des Internets muss man immer auf dem Sprung sein und darf sich nicht zu lange an einer Position festbeißen, sonst bleibt man auf der Strecke.
Deshalb beschäftigt sich jeder von ihnen nur mit sich und seinem eigenen Fortkommen. Und so kann es dann auch passieren, dass man die Einladung zu Glorias aufwändig geplanter Einweihungsparty zur erstandenen Eigentumswohnung verpasst oder überhaupt nicht ernst genommen hat. Gloria, die seit fünfzehn Jahren schon in der Herstellung des Magazins herumhängt, keine Chance auf Veränderung und keine Freunde in und außerhalb des Jobs hat. Keiner von ihnen hätte ahnen können, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Jahrbuch 2017
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 165
von Andrea Koschwitz
Man ist ja inzwischen einiges gewöhnt, aber es passiert trotzdem nicht so oft, dass das politische und sozialphilosophische Tafelsilber der Bundesrepublik ganz nebenbei in hohem Bogen vom Tisch fliegt. Und zwar nicht etwa abgeräumt von einem durchgebrannten ethnofaschistischen AfDler oder sonstig rechtsdrehenden Talkshow-Horrorgast, sondern von einem intellektuell...
Wenn wir über die Zukunft der Staaten nachdenken, haben wir zunächst darüber nachzudenken, was der Begriff Zukunft für Menschen heute beinhaltet und bedeutet – also wie wir zusammenleben möchten. So fasste Platon den Staat als Lebewesen, als Mensch auf, der aus verschiedenen menschlichen Charakteren erwächst. Nach Platons Auffassung: «Staaten sind, wie die Menschen...
Der mitteljunge Mann, der da in gediegenem Ganzkörperbeige unruhig an der Rampe auf und ab schreitet, sieht zwar nicht direkt freundlich aus. Aber mit einem derartigen Frontalangriff auf ihr bis dato grundstabiles Zuschauer-Ego hatte die Parkett-Belegschaft des Wiener Akademietheaters vermutlich nicht gerechnet. Hier hocke ja eine personifizierte «Sackgasse» neben...
