
«Die Vernichtung» in Bern. Foto: Birgit Hupfeld
Letzte Ausfahrt: Loopkunst
Man ist ja inzwischen einiges gewöhnt, aber es passiert trotzdem nicht so oft, dass das politische und sozialphilosophische Tafelsilber der Bundesrepublik ganz nebenbei in hohem Bogen vom Tisch fliegt. Und zwar nicht etwa abgeräumt von einem durchgebrannten ethnofaschistischen AfDler oder sonstig rechtsdrehenden Talkshow-Horrorgast, sondern von einem intellektuell hochangesehenen Tischherrn.
Im Februar konstatierte Axel Honneth, Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und damit amtlicher Adorno- und Horkheimer-Enkel, während einer Veranstaltung mit Navid Kermani im Frankfurter Theater sogenannte «bewegungseigene Wissensenklaven im postfaktischen Zeitalter». Sprachlich etwas weniger angestrengt war damit konkret gemeint: Bei wichtigen Themen ist eine gesellschaftsweite Verständigung nicht mehr möglich, weil zu viele Leute ihre netzblasenverstärkten oder sonstigen Hirngespinste mit der Realität verwechseln und darüber auch nicht mehr verhandeln wollen.
Die niederschmetternde Erkenntnis macht einen dicken roten Strich durch Jürgen Habermas’ Großgebäude einer «Theorie des kommunikativen Handelns». Honneths Frankfurter Vorgänger und letzter lebender Übervater der ...
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Theater heute Jahrbuch 2017
Rubrik: Inszenierungen des Jahres, Seite 128
von Franz Wille
Schönheit gilt als universelles Glücksversprechen für ein gutes Leben. Wer schön ist, hat mehr Chancen in der Liebe, ist erfolgreicher im Beruf und genießt ein höheres Sozialprestige. Dabei ist es gar nicht leicht, «so schön zu sein, wie man aussieht», wie Hollywood-Ikone Sharon Stone bekennt. Wer seinen Körper als Kapital betrachtet, muss auch an ihm arbeiten....
Wenn wir uns Wahrheit als stichhaltig wie Granit vorstellen und die Persönlichkeit als genauso wenig greifbar wie ein Regenbogen und realisieren, dass es das Ziel der Biografie ist, diese beiden in ein nahtloses Ganzes zu verschweißen, müssen wir zugeben, dass dies ein echtes Problem darstellt» (Virginia Woolf, «Granit und Regenbogen»). Die schwedische Autorin Sara...
Eben mal zwischen Volksbühnenabwicklung, Dernierenmarathon, dem großen Abschiedsfest auf der Rosa-Luxemburg-Straße und der letzten Gastspielreise nach Avignon den idealen Staat entwerfen? Für «Theater heute»? Auf nicht mehr als zwei bis drei Manuskriptblatt? Kein Problem: Dem Dramaturg in seiner berufsbedingten Vermessenheit ist nichts zu schwer, und diese Aufgabe...