Paris und Neapel

Hinterbühnendrama und Frauenfreundschaft: Am Hamburger Thalia Theater holt Amir Reza Koohestani «Dantons Tod Reloaded» in die Gegenwart von #MeToo und feministischer Revolution im Iran, während Ewelina Marciniak eine Bühnensprache für Elena Ferrantes Erfolgsroman «Meine geniale Freundin» sucht

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Hauptsächlich im Boulevard gibt es das hübsche Untergenre der Hinterbühnenkomödie. Der Alltag im Theater wird hier zum Thema, mit all den kleinen Dramen zwischen Probe und Aufführung, mit Liebschaften und Verletzungen, manchmal auch mit unspektakulärer Ödnis. Und wenn die Hinterbühnenkomödie raffiniert ist, dann schafft sie es, das Geschehen hinter der Bühne mit dem Stück, das auf der Bühne gezeigt wird, zu kontrastieren, in Franz und Paul von Schönthans Schwank «Der Raub der Sabinerinnen» etwa oder in Michael Frayns postmodernem «Der nackte Wahnsinn».

Amir Reza Koohestani und Mahin Sadri entführen das Publikum in der Außenstelle Gaußstraße des Hamburger Thalia Theaters ebenfalls auf die Hinterbühne, nur eine Komödie zeigen sie nicht. In «Dantons Tod Reloaded» geht es um eine multiethnische Tourneetheatergruppe, die in Paris Georg Büchners Revolutions -drama «Dantons Tod» zeigen möchte, allein: Ob die Aufführungen stattfinden, ist unklar. Ein Streik im öffentlichen Dienst betrifft die Bühnenarbeiter:innen (nicht aber die Künstler:innen), und wann der beendet ist, hängt von den Tarifverhandlungen ab. Außerdem hängt das Damoklesschwert von Etatkürzungen über der Gruppe, man munkelt, ...

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Theater heute November 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Falk Schreiber

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