Haben wir eine Wahl?

Traumatisierungen lassen sich nicht vermeiden, aber Literatur hilft, mit ihnen umzugehen: Lektürevorschläge von Pat To Yan

Einige Jahre nach dem Erdbeben von Kobe im Jahr 1995 schrieb Haruki Murakami eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel «After The Quake» («Nach dem Beben»). Das Buch enthält sechs Erzählungen, deren Protagonist:innen interessanterweise das Erdbeben nicht direkt erlebt haben, sich aber nach dem Beben ihren Traumata stellen mussten. 

Ich wurde oft gefragt (sowohl in Hongkong als auch in Deutschland), welcher Schriftsteller mich am meisten beeinflusst, und meine Antwort lautet: Haruki Murakami.

Wenn ich noch ein paar andere nennen darf, stünden noch Garcia Gabriel Marquez, Samuel Beckett, Italo Calvino und Issac Asimov auf der Liste … nach Murakami. Von allen seinen Büchern ist «Nach dem Beben» mein Lieblingsbuch. Ich habe es vor zwanzig Jahren zum ersten Mal gelesen, einige Geschichten sind mir bis heute lebhaft im Gedächtnis geblieben.

Murakamis Entscheidungen

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Theater heute August/September 2022
Rubrik: Lektüresommer, Seite 46
von Pat To Yan

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