München: Alles, was Sie immer schon über Geld wissen wollten
Für alle, die sich die Deals der Trump-Generation noch einmal szenisch-dreidimensional erklären lassen möchten, schafft Pulitzer-Preisträger Ayad Akhtar mit seinem neuen, entlang der Biografie des Junk-Bond-Kings Michael Milkens erzählten Wirtschaftsthriller die scheinbar ideale Synthese. Nur eine Woche nach Jan Philipp Glogers deutschsprachiger Erstaufführung von «Junk» (siehe S. 22f.
in diesem Heft) am Hamburger Schauspielhaus lässt Tina Lanik am Münchner Residenztheater ein 17-köpfiges Ensemble aufmarschieren, um Akhtars Börsenmonopoly auf die dramatische Fallhöhe eines shakespeareschen Königsdramas zu hieven, wobei die finanztechnische Informationsfülle der plastischen Figurenzeichnung eher im Wege steht.
Auf Stefan Hageneiers Bühne rotiert ein wuchtiges Stahlgerüst um die eigene Achse, Hamsterrad der Gier, aus dem es, einmal eingestiegen, kein Entrinnen gibt und in dem die Spieler mitunter wie fremdgesteuerte Karussellfiguren wirken. Oliver Nägele bleibt als treuherzig-überforderter Firmenerbe Thomas Everson Jr., der sich im letzten Moment vor dem Take over naiv mit seinen Arbeitern zu solidarisieren versucht, der tragikomische Antiheld des Abends. Dagegen verführt Manfred ...
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Theater heute Juni 2018
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Silvia Stammen
Neue Stücke
Während die Menschheit sich fröhlich um Verstand und Umwelt konsumiert, steigt eine neue Spezies auf die Startblöcke: die intelligenten Automaten. In Sibylle Bergs «Wonderland Ave.» diskutiert ein Chor künstlicher Intelligenzen mit einer der letzten verbliebenen Personen: Ersan Mondtag inszeniert die Uraufführung am Schauspiel Köln. Roland...
Irrsinn» schreibt er im Mail-Austausch, mit dem wir versuchen, eine Verabredung zu treffen. «Irrsinn» – das ist André Kaczmarczyks «Wahnsinn», wie ihn Botho Strauß’ Lotte Kotte (natürlich im Tonfall der Edith Clever) in der Begegnung mit sich und der Welt ausrief. Ist bei ihm Synonym für die Euphorie, das Limit zu überschreiten, für die Beschreibung seines...
Der einzige Ausweg der Männer ist der Weg der Bande», heißt es einmal in August Strindbergs «Der Vater». Eine solche Männerbande stapft auch durch Nicolas Stemanns Inszenierung des Dramas: sieben Kerle mit prächtigen Vollbärten und Holzfällerhemden, die volltönend launiges Liedgut anstimmen wie «Ein Prosit der Gemütlichkeit» und «Olé, wir fahrn in Puff nach...