Mit den Körpern weiter denken
Stellt euch vor, ein Theater wird eröffnet und keiner darf hin! Gerade mal drei Wochen konnte Barbara Mundel ihr neues Haus bespielen, zunächst noch vor knapp 200 Zuschauern, dann sind per Dekret der bayerischen Staatsregierung nur noch 50 erlaubt – für Mundel ein Akt kompletter Willkür –, und seit dem 2. November setzt die bundesweite Komplettschließung erst einmal einen vorläufigen Schlusspunkt unter die aufkeimende Anfangseuphorie und alle Debatten um tadellos umgesetzte Hygienekonzepte.
Das aufmüpfige Motto der Spielzeit «Die Wirklichkeit nicht in Ruhe lassen» scheint zu einem Bumerang zu werden. Dabei wäre ein rundlaufender Start als Anknüpfung und Abgrenzung vom zuletzt höchst erfolgreichen Programm Matthias Lilienthals natürlich wichtig gewesen. Einfach ruhigstellen lässt sich die neue Crew jedoch nicht, zumal sich ohnehin vieles, angefangen von der Webpräsenz, noch im Um- und Aufbaustadium befindet. Dort lässt sich, wenn auch nicht immer auf den ersten Blick, bereits vieles entdecken, digitale Programmhefte beispielsweise oder die von Ensemblemitglied Wiebke Puls konzipierte Podcast-Serie «AmA ohne Maske», in der Schauspieler*innen mal ganz anders als in üblichen ...
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Theater heute Januar 2021
Rubrik: Start Münchner Kammerspiele, Seite 12
von Silvia Stammen
Stell dir vor, du hast es in einen Beruf geschafft, von dem man denken könnte, es sei der schönste Beruf der Welt, ein Beruf, der sich mit Freiheit beschäftigt – und dennoch: Das uneingelöste Schönheits-, Liebes- und Freiheitsversprechen, das dieser Beruf mit sich bringt, schnürt dir die Kehle derart zu, dass du dich fragst, warum du nur in diesen Beruf drängtest.
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Katholiken tragen von Geburt an die Erbsünde in sich, können am Samstag aber zur Beichte gehen, schon am Sonntag mittags unbefleckt den Leib Jesu Christi empfangen und am Montag getrost weiter sündigen. Kommt man dagegen als Protestant zur Welt, gibt es keine Erbsünde, man ist aber angehalten, ein Leben lang Schuld zu begleichen. Gearbeitet wird nicht um reich zu...
Kein Drama. Keine Interpretation. Keine Handlung. Keine Psychologie, kein Naturalismus, keine Subjekte. Stattdessen statisch im Raum stehende Schauspieler, eine weit vom Menschen entfernte Gruppe mit Masken, an Computerspiele, Comic Strips oder Figurentheater erinnernd, Avatare. Sie sprechen einzelne Sätze, oder genauer, sie sprechen sie nach, bewegen zu ihnen ihre...
