Mir kommt die Galle hoch!

Martin Stefke ist empört, wenn er von den Sparszenarien für die Bühnen in Sachsen hört

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Leipzig. 26. Mai 2024. 11 Uhr. Sonntag. Der letzte Tag des 12. Sächsischen Theatertreffens.

Zwei Wochen vor der Europawahl. Am Abend wird die Jury – in diesem Jahr hat jedes der teilnehmenden Häuser einen Menschen aus seiner Stadtgesellschaft nominiert (welch wunderbar demokratische, auch inhaltlich lohnende Idee!) – drei Preise vergeben. Erst aber steht die «Zukunft der Sächsischen Theater- und Kulturlandschaft» auf dem Programm: Die Politik ist zur Diskussion geladen, Kulturpolitiker der im Landtag vertretenen Parteien. Es ist auch eine Frau dabei.

Alle sind gekommen, bis auf den Vertreter der AfD. In der «Diskothek» sitzen sie, der Spielstätte für zeitgenössische Dramatik des Schauspiels Leipzig, Bosestraße, Ecke Dittrich-Ring, gegenüber die «Runde Ecke», einst Sitz der berüchtigten Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, 1989 Zwischenziel der echten Montagsdemonstrationen, seit 1990 Ausstellungsort: «Stasi – Macht und Banalität».

Auf der Bühne haben wir, das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau, am Freitag zweimal Lukas Rietzschels Schauspiel «Das beispielhafte Leben des Samuel W.» gespielt. Das Stück beschreibt neben dem Aufstieg eines Rechtspopulisten eindrucksvoll die ...

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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Ärgernisse, Seite 94
von Martin Stefke

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