Mehr lachen, weniger denken!
Altmodische Schnurtelefone erfüllten bereits in Claudia Bauers Erfolgsproduktion «humanis -tää!» eine zentrale Rolle. Ein exzentrisches Künstlerpaar plante da reichlich umständlich abendliche Zusammenkünfte. Ingeborg Bachmanns 1971 erschienener Roman «Malina», mit dem das Wiener Volkstheater nun seine Saison eröffnet hat, wirkt auf den ersten Blick wie eine Fortsetzung: Wieder erleben wir ein Paar, das ständig telefoniert, sich abends trifft, Sex hat, Schach spielt, aber kaum eine Nacht miteinander verbringt.
Die beiden sind zwar weniger neurotisch als das «humanistää!»-Paar, aber dafür auch weniger kompatibel. Er ist immer auf dem Sprung (Reisen, Kinder), sie wartet zunehmend verzweifelter auf seinen nächsten Anruf und die (relativ) unbeschwerten Abende gemeinsam. Irgendwann wird sogar ein menschengroßer Telefonhörer auftreten.
Claudia Bauer revidiert gerade zu Beginn ihrer Inszenierung das Bild von Bachmann als Schmerzensfrau der österreichischen Nachkriegsliteratur. In einem der wenigen Fremdtexte, einem Interview mit dem Journalisten Mühlbauer, blitzt der böse Humor der Autorin auf. Wie ein feministischer Thomas Bernhard provoziert sie da als Übertreibungskünstlerin, indem sie ...
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Theater heute November 2023
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Karin Cerny
BERLIN, AKADEMIE DER KÜNSTE
bis Januar 24, The Great Repair
Das Ausstellungsprojekt diskutiert die Widersprüche zwischen Wachstum und Ökologie in der Architektur und präsentiert über 40 Positionen aus Kunst, Architektur und Raumpraktiken, in denen Reparatur als neues Gestaltungsparadigma greifbar wird.
BERLIN, 6. BERLINER HERBSTSALON LOST – YOU GO SLAVIA
bis...
Das Meer. Über dem Meer die Sonne. Felsen. Ein Strand.» Allein mit Worten, Pausen, Verb-losen Sätzen katapultiert der ältere Herr, der in Jeans und Weste vor den eisernen Vorhang getreten ist, das Publikum ans Mittelmeer. «Eine Straße. Eine Stromleitung. Ein nie fertig gebautes Haus.» Ganz selbstverständlich erzählt Michael Wittenborn weiter, wie eine Gruppe junger...
Das Käuzchen schreit, die Fichten leuchten düster im Mondlicht, grobe Mannschaftszelte drängen sich im Halbkreis auf der Lichtung, ein Lagerfeuer lodert vor sich hin. Bär(t)ige Männer greifen nach der Kaffeekanne, stimmen schleppend völkisches Liedgut an (Musik Tristan Brusch), lassen antisemitische Bemerkungen fallen, tragen seltsame Abzeichen am Ärmel. Vorne...
