Kreisläufe des Krieges

Ulrich Rasche überführt seinen «Agamemnon» von Epidauros ans Residenztheater, und Jan-Christoph Gockel spannt in «Der Sturm / Das Dämmern der Welt» Shakespeare und Werner Herzog für die Münchner Kammerspiele zusammen

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Da schließt sich der Kreis: ausweglos wie die Teufelskreise aus Gewalt und Rache, die sich schon zu Beginn der europäischen Kultur drehten und die den Krieg, damals den Trojanischen und in der Folge zahllose weitere, zu einem Ur-Motor von Mythos und Geschichte machten: Eine brutale Logik der Verkettung von Interessen und Begehrlichkeiten. Agamemnon, Kriegsherr und Vater, opfert seine Tochter Iphigenie, um von der Göttin Artemis günstigen Wind für die griechischen Flotte gegen Troja zu erwirken.

Aischylos, der früheste der griechischen Tragödiendichter, schreibt davon und vom (Rache-)Mord am heimkehrenden Sieger durch seine Frau Klytämnestra und deren Liebhaber Ägisth im ersten Teil seiner «Orestie», mit der er die Dionysien im Jahr 458 v. Chr. gewinnt und die antike Dramatik begründet.

Immer wieder wurde diese Urszene beschworen, und nun haben sich das Athens Epidaurus Festival und das Münchner Residenztheater gemeinsam für eine Wiederaufführung gerüstet, in einer Zeit, in der wir uns wieder von Kriegen umgeben sehen, die einer unerbittlichen Gewaltlogik folgen. Und da schließt sich dann tatsächlich ein Bogen, wenn Regisseur Ulrich Rasche, der unermüdliche Kreisläufer des letzten ...

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Theater heute Februar 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Silvia Stammen

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