Keiner ist vor dem Verrecken gefeit

Der Mythos sträubt sich – sowohl bei Karin Beiers «Die Troerinnen» in Köln als auch bei Karin Henkels Zürcher «Elektra»

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Am Schauspiel Köln hat es die schöne Helena in die Untiefen der TV-Unterhaltung verschlagen. Es läuft bein­harter Nachmittagstalk, Thema: «Ich Opfer». Der Zankapfel des Trojanischen Krieges – Helena war Paris ja mehr oder weniger freiwillig, aber definitiv ehebrechend nach Troja gefolgt, was ihren Gatten Menelaos zum Feldzug veranlasste – treibt die ortsansässigen Co-Talkerinnen dabei mit relativ durchsichtigen Mitteln zur Weißglut. Erst führt sie das semi-ironische Bekenntnis «Ich bin hier das Opfer» an der Rampe spazieren.

Dann steigt sie auf den nächstbesten Tisch und haucht «Happy Birthday, Mr. President» ins Mikro.

Auch wenn die Helena der Angelika Richter dabei – gemessen an Marilyns Abendrobe – ein eher unspektakuläres Unterkleid trägt, kommt die Opfer-Show beim Adressaten hervorragend an. Der TV-Moderator und Helena-Gatte Mene­laos (Yorck Dippe), der seinerseits zur Pappkrone einen schlichten Baumwollschlüpfer kombiniert, wollte ursprünglich das Publikum abstimmen lassen, ob seine kriegsverursachende Ehefrau a) auf der Stelle «mit Bio-Steinen» gesteinigt oder b) erst nach Griechenland zurückgeführt und dort getötet werden soll. Davon ist nun nach «Mr. President» keine Rede ...

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Theater heute März 2013
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Christine Wahl

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