Tod und Meisterschaft

Sterben in und ohne Schönheit: «Draußen vor der Tür» und «Tod in Venedig/Kindertotenlieder», inszeniert von Volker Lösch und Thomas Ostermeier an der Berliner Schaubühne

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Es ist mir ein Bedürfnis geworden, Bomben zu werfen. Das prickelt einem ordentlich, das ist ein feines Gefühl. Das ist ebenso schön, wie einen abzuschießen», schwärmt im Juli 1940 ein Deutscher namens Pohl, Oberleutnant der Luftwaffe, zur damaligen Zeit Kriegsgefangener. Dokumentiert haben Sätze wie diese Briten und Amerikaner, die während des Zweiten Weltkriegs Tausende deutscher Soldaten belauschten und ihre Gespräche in Abhörprotokollen notierten. Der His­toriker Söhnke Neitzel und der Sozialpsychologe Harald Weltzer waren die Ersten, die das insgesamt 150.

000 Seiten umfassende Material in den Nuller Jahren systematisch ausgewertet und ihre Ergebnisse im 2011 erschienenen Band «Soldaten» veröffentlicht haben.

Die Kriegsgefangenen tauschten sich aus übers Jagen, Töten, Vergewaltigen, über angeordnete Massenhinrichtungen, aber auch über sadistische Handlungen, die sie eher zufällig und beiläufig verübten. Ihre Erzählungen bestätigten, was spätestens seit der Wehrmachtsausstellung 1994/5 bekannt ist: Ganz normale Wehrmachtssoldaten waren an der massenhaften Vergewaltigung und Ermordung der Zivilbevölkerung und der Juden beteiligt. Neu an der Analyse von Neitzel und Welzer ist, dass ...

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Theater heute März 2013
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Eva Behrendt

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